Das Lebensschicksal des jüdischen Philosophen und Psychologen Moritz Löwi (1891-1944) aus
Breslau steht stellvertretend für die meisten aus Deutschland vertriebenen Wissenschaftlerinnen
und Wissenschaftler während der NS-Diktatur. Seine Biographie wird hier erstmals vollständig
anhand neuer Quellen rekonstruiert und in den Kontext der philosophischen und psychologischen
Forschung gestellt.Löwi war zunächst Schüler und Assistent Richard Hönigswalds in Breslau.
Seine Forschungen stehen an der Schwelle an der Psychologie und Pädagogik sich endgültig von
der Philosophie lösten und eigenständige akademische Lehrstühle an den deutschen Universitäten
erhielten. Der systematische Teil der Studie legt anhand wichtiger wiedergefundener Schriften
Löwis dar unter welchen zentralen Problemstellungen dieser Ablösungsprozess erfolgte. Zugleich
wird gezeigt wie die Grundlagen von Psychologie Pädagogik und Psychiatrie zuletzt in einer
philosophischen Theorie der Subjektivität liegen die Löwiim Anschluss an Richard Hönigswald
entwickelt hat.Die oft interdisziplinären Arbeiten Löwis zeugen von eindringlicher Aktualität.
Sie bewegen sich zwischen Philosophie Psychologie Physiologie Neurologie Pädagogik und
Psychiatrie. In ihnen wird der Mensch nicht nur als Objekt sondern zugleich als Subjekt
thematisiert ein Zugang der letztlich eine neue Sicht auf das Leib-Seele-Problem ermöglicht
das Kernthema einer Philosophie des Geistes.