In allem Wissen auch im selbstvergessenen im Schaffen wie im Betrachten im Streit und in der
Liebe sind die gegenwärtig die von sich selbst wissen. Auf Von sich selbst wissen seinem
wohl persönlichsten Dokument gerät Dieter Henrich aus dem Gespräch heraus ins Erzählen wie
auch ins spontane Philosophieren. Im Medium seiner Stimme verlässt er die Strenge seiner
Begründungen in der Philosophie und schlägt den Bogen von seinen weltweit beachteten
Forschungen und Konzeptionen zu seiner Kindheit in der Weimarer Republik und seiner Jugend bis
1945. In der Erzählung einiger prägender und dramatischer Erlebnisse jener Zeit tritt etwas von
den Motiven hervor die Menschen in das Philosophieren hineinziehen und die eine der Wurzeln
der kulturellen Bedeutung der Philosophie ausmachen. Er lässt nachvollziehen warum alle
Menschen im Ansatz von philosophischen Fragen bewegt sind - und wie dann der Alltag mit
Metaphern für die Philosophie als solche aufwartet bevor irgendein Bildungswissen von ihr die
Menschen berührt hat. Philosophie als Disziplin - das ist für Dieter Henrich dann auch eine
architektonische Kunst der Zuordnung von riesigen Dimensionen des Nachfragens vergleichbar den
Entwürfen jener Straßenbahnsysteme die ihn schon als Kind faszinierten. Nie den Erfahrungen im
Menschenleben samt seinen Verwirrungen und Ambivalenzen fern richtet er den philosophischen
Blick auf die eigenen Lebensprobleme und Krisenerfahrungen in einer Weise die um eine
allgemein zu begründende Tiefenanalyse bemüht ist. So blitzen in dem was er in bildkräftiger
Sprache erzählt immer wieder Glanzlichter von Durchblicken und Perspektiven auf die seiner
philosophischen Besinnung entstammen. Ein langer Krankenhausaufenthalt in sehr jungen Jahren
versetzte ihn bereits in den Konflikt zwischen der Möglichkeit der Nichtigkeit von allem was
verlässlich und bedeutsam schien - eine Frühgestalt von Nihilismus gegen den sich die
heimatliche Glückserfahrung im Leben mit den Eltern zu behaupten hatte. So sieht Henrich eine
Verwandtschaft zwischen Philosophie und Religion als deren Schnittstelle seine Gedanken zur
Dankbarkeit gelten dürfen. Eine andere seiner Thesen dass nämlich alle Menschen philosophieren
ist er abschliessend bereit auf persönlichste Weise zu erweitern: Es gibt keinen guten
Philosophen ohne eine Verletzung die zu einer bewegenden Kraft auf seinem Weg geworden ist.