Das Verhältnis zwischen jüdischem Messianismus und anarchistischer Utopie ist trotz seiner
zahlreichen Berührungspunkte durch eine spannungsreiche Verschiedenheit unterschiedlicher
Positionen gekennzeichnet. Es reicht von radikaler Unvereinbarkeit wie bei Gershom Scholem und
Gustav Landauer bis hin zu wechselseitiger Befruchtung und Erhellung wie im Fall von Ernst
Bloch und Walter Benjamin. Eine mögliche Verbindung dieser Pole steht und fällt mit der
Überwindung des traditionellen Gegensatzes zwischen Atheismus und Religion Materialismus und
Spiritualität Nationalismus und Romantik. Michael Löwy konzentriert sich dabei auf eine Gruppe
von deutsch-jüdischen Intellektuellen (u.a. Benjamin Kafka Rosenzweig Buber Scholem
Löwenthal Landauer Bloch Lukács Fromm) deren Beiträge zu diesem Thema bis heute weitgehend
unabgegolten sind.