Jean-Jacques Rousseaus 1762 erschienene Abhandlung Vom Gesellschaftsvertrag ist einer der
Grundtexte der modernen politischen Philosophie. Mit seinen Ideen von Freiheit von politischer
Selbstbestimmung und von der Legitimität politischer Ordnungen inspirierte er nicht nur die
Vordenker der Französischen Revolution von 1789 sondern lieferte die Kernbegriffe mit denen
wir bis heute über Demokratie nachdenken.Bei Rousseau wird das Volk vom Untertanen zum Träger
unveräußerlicher Souveränität und ist niemand anderem unterworfen als seinem eigenen
allgemeinen Willen. Gleichzeitig fordert sein Werk immer neue Deutungen heraus und wird bis
heute kontrovers diskutiert angefeindet und verehrt: angefangen von der Freiheit die nur im
Gemeinwesen existieren kann bis hin zum rätselhaften Begriff der Zivilreligion die jedem
Bürger im Namen der Toleranz ein religiöses Bekenntnis vorschreiben will.Im Zeitalter der
Extreme entdeckten seine liberalen Kritiker in Rousseaus Werk vermeintlich verhängnisvolle
totalitäre Tendenzen während es gegenwärtig zum Anlass genommen wird noch nicht ausgeschöpfte
Spielräume der (mitunter radikalen) Demokratisierung auszuleuchten. Wenn es ein Volk von
Göttern gäbe heißt es bei Rousseau würde es sich demokratisch regieren. Eine so vollkommene
Regierung passt für Menschen nicht.