Das System Leopold Ranke: an seiner Spitze ein Mann namens Theodor Wiedemann. Kaum jemand der
ihn kennen würde. Und doch unverzichtbar wie diese Studie erstmals zeigt. Ohne Wiedemann den
rastlosen und treuen Mitarbeiter des renommiertesten Historikers seiner Zeit wäre die
überbordende Buchproduktion Rankes in den 1870er- und 1880er-Jahren undenkbar gewesen.Heinz
Duchhardt unternimmt das schwierige Unterfangen den Sekretär biographisch aufzuarbeiten:
schwierig vor allem deshalb weil ein Nachlass und sonstiges autobiographisches Material nicht
zur Verfügung standen und die Quellenlage zu seinen Wurzeln in Ostpreußen kriegsbedingt ruinös
geworden ist. Auch wenn sich das Format einer intellektuellen Biographie aufgrund der
Quellenlage von selbst verbot leistet der Autor einen wesentlichen Beitrag zur
Ranke-Forschung: durch die Analyse der Mitwirkung Wiedemanns in und an Rankes Buchfabrik und
seiner Funktion als Rankes Vertrauter. Wiedemann wird so zu einem für das Wissenschaftssystem
unentbehrlichen Typus von Privatgelehrtem des 19. Jahrhunderts der ohne feste institutionelle
Einbindung sein Leben gestalten wollte (und es sich finanziell leisten konnte).