»Uraho?« - Wörtlich übersetzt bedeutet diese in Ruanda verbreitete Grußformel »Bist du noch am
Leben?« wird aber im Alltag eher als ein harmloses »Na wie geht's?« verwendet. Als im Sommer
1994 der Genozid an der Tutsi-Minderheit beginnt dem am Ende knapp eine Million Menschen zum
Opfer fallen sollen nimmt dieser Gruß eine ganz besondere Bedeutung an ... Huguette de
Broqueville deren Bruder zur Zeit des Genozids in Ruanda als »Père Blanc« wirkt schildert
schwer in Worte zufassende Vorgänge die Einblicke in die Psyche von Mördern und Opfern
gleichermaßen gewähren und beunruhigende Fragen nach dem in jedem von uns schlummernden
Gewaltpotential aufwerfen nach der Wahlfreiheit Gutes oder Böses tun zu können aber auch
nach der Rolle des Glaubens im christlich geprägten Ruanda. Ist dies ein Roman? Ein Essay? Eine
Reportage? Am Ende ist es eine Mischung: Wir laufen mit Huguette de Broqueville über die
Straßen Ruandas und betreten die Hütten seiner Bewohner. Wir beobachten die Mörder stehen
neben den Kindern denen man gerade die Arme und die Beine abgehackt hat neben den Priestern
bei denen man noch am Morgen die Beichte abgelegt hat und denen man am Abend die Kehle
aufschlitzt. Wir können dabei zusehen wie sich ein Volk von Folterknechten erhebt - und
erkennen dass diese Folterknechte Menschen sind wie du und ich. Ein literarisch
außergewöhnliches und emotional aufrüttelndes Werk der ehemaligen belgischen PEN-Präsidentin
ausgezeichnet mit zwei bedeutenden Preisen.