Seit rund vier Jahrzehnten schottet sich Europa gegenüber Flucht und Migration ab unterbrochen
nur durch den 'Sommer der Migration' im Jahr 2015. Getrieben vom Aufschwung rechtsautoritärer
Kräfte unterstützen auch Parteien der 'Mitte' eine Migrationspolitik weit jenseits grund- und
menschenrechtlicher Standards. Ein dystopischer Festungskapitalismus nimmt immer schärfere
Konturen an geprägt durch Grenzzäune und Zurückweisungen Lager und Massenabschiebungen.
Zugleich sind nach wie vor viele Menschen schockiert über die jährlich Tausenden Toten an den
europäischen Grenzen und zornig angesichts der moralischen Kälte mit der Deutschland und die
EU ihre Migrationskontrollen an Diktaturen und Milizen delegieren. Und immer noch wissen und
kritisieren viele im Globalen Norden dass an den hochgerüsteten Grenzen ihre eigene
privilegierte Lebensweise gegen jene verteidigt wird die in der Geburtsort-Lotterie weniger
Glück hatten als sie selbst. Fabian Georgi diskutiert vor diesem ambivalenten Hintergrund die
Idee 'globaler Bewegungsfreiheit' als emanzipatorisches Projekt und als Kernbestandteil
sozial-ökologischer Transformation. Ausgehend von der Rolle von Grenzen im Kapitalismus und
einer materialistischen Ethik der Migration setzt er sich mit Problemen und Herausforderungen
der konkreten Utopie offener Grenzen auseinander: Was sind die Bedingungen und Konsequenzen
einer Politik der Bewegungsfreiheit? Was wären Ansatzpunkte für praktisches Handeln?