Es hat sich als nötig herausgestellt die im Heimsystem der DDR angelegten schweren
Menschenrechtsverletzungen und staatlicherseits bewusst in Kauf genommenen sozialen Härten für
die betroffenen Familien im Detail zu belegen. So hält sich bis in die Gegenwart hinein
hartnäckig das Gerücht die Heime wären eine kostenlose Errungenschaft des Sozialstaates DDR
gewesen. Das Gegenteil ist der Fall. Alleinstehende Mütter zahlten bis zu einem Viertel ihres
Einkommens während ihnen das Kindergeld gestrichen wurde. Der Staat vereinnahmte Waisenrenten
sowie Ausbildungsbeihilfen und behielt selbst die Überschüsse oft genug ein. Jugendliche trugen
mit ihrem Lehrlingsentgelt bis zu 60 Prozent zur Refinanzierung der Jugendwerkhöfe bei.
Betriebe profitierten von billigen Arbeitskräften die bei Strafe keine noch so unzumutbare
Arbeit ablehnen durften. Der Staat dankte es ihnen mit Morgenappellen und vormilitärischer
Ausbildung am Nachmittag. Das vorliegende Buch legt seinen Schwerpunkt auf die Lebens- und
Arbeitsbedingungen in Spezialheimen im heutigen Sachsen. Ein ausführlicher Teil enthält
Adressen und Beschreibungen dieser Heime.