Kaum ein Bauwerk prägt unsere Umgebung wie die Autobahn. Ihre festen Fahrbahnen weiten Linien
und ihre kreuzungsfreie Netzgestalt bilden ein System ohne das kein Supermarkt kein
Gewerbegebiet und keine Fußgängerzone funktionieren. Und obwohl die Nationalsozialisten die
Autobahn bekanntermaßen nicht erfunden haben so wurde das Fundament für den europäischen
Hauptverkehrsweg doch von 1934 bis 1942 in die Landschaft betoniert. Was im Umkreis der
Reichsautobahn - zwischen Fugenvergussmasse Flugbildern Rastanlagen und dem
Reichsparteitagsgelände - geforscht geplant gebaut und erfahren wurde ist also
unwiderruflich Bestandteil der deutschen Bau- und Technikgeschichte. In der Verknüpfung der
Details erweist sich das historische Projekt zudem -und das wurde lange genug übersehen - nicht
weniger als der in dieser Epoche erstmalige Entwurf unserer gegenwärtig dauermobilisierten
Transitlandschaft. Benjamin Steininger hat die Reichsautobahn medientheoretisch durchleuchtet
und präsentiert das Propagandabauwerk im Jahre 70 seines technischen Wirkens in vierfacher
Gestalt: konkret als Plattenkette geometrisch als ästhetisch-automobilen Kurvenzug
raumplanerisch als Zone überall möglicher Zentren und funktional als Katalysator für den ganz
der Maschine einverleibten Raum des Verbrennungsmotors.