Was ist das für ein Land in dessen Supermärkten man vergeblich nach frischem Gemüse sucht
dafür aber auf abgepacktes Walfleisch stößt? In dem man Waffen mit an Bord eines Flugzeugs
nehmen darf (und sogar fünf Kilo Munition solange diese in einer anderen Tasche stecken)? In
dem das Verkehrsamt ein sagenhaftes unsichtbares Volk befragt bevor es den Verlauf einer neuen
Straße plant? Die Antwort lautet: Island. In dem Jahr als ganz Europa auf das kleine Land im
hohen Norden schaut weil seine Wirtschaft implodiert und sein (seither berühmtester) Vulkan
Eyjafjallajökull explodiert zieht die Britin Sarah Moss mit ihrem Mann und den zwei kleinen
Söhnen nach Reykjavík wo sie vor allem eins lernt: zu staunen. Über das merkwürdige
isländische Konsumverhalten lebensgefährliche Vorfahrtsregeln über 13 atheistische
Weihnachtsmänner flüssige Lava kochenden Treibsand Mondschatten und über Polarlichter die
in den sommers ewig hellen Nächten wie außerirdische Wesen über den Himmel wabern. Sommerhelle
Nächte ist eine geistreiche Reflexion darüber was es bedeutet fremd zu sein und eine
empathische Erkundung der von extremen Umweltbedingungen geprägten Kultur Islands. Moss'
ironische Erzählweise und ihre Gabe Alltagssituationen zu beobachten und daraus treffsichere
Schlüsse sowohl auf die isländische Mentalität wie auch auf sich selbst zu ziehen machen ihren
Reisebericht zu einer ebenso informativen wie kurzweiligen Lektüre.