Die Loverboy-Methode beschreibt eine Vorgehensweise bei der über eine Liebesbeziehung und die
damit einhergehende starke emotionale Bindung der Prostitution zugeführt und durch verschiedene
Zwangsmomente aufrechterhalten wird. Es handelt sich um einen Modus Operandi aus dem
Deliktsfeld Zwangsprostitution Menschenhandel gem. 232a StGB. Diese Menschenrechtsverletzung
geht nicht nur mit einem immensen wirtschaftlichen Schaden einher auch sind schwerwiegende und
nachhaltige Beeinträchtigungen der körperlichen wie psychischen Integrität der Betroffenen
wahrscheinlich.Dem gegenüber steht eine einseitige und oberflächliche Wissenslandschaft in Form
von kleineren Randbefunden oder exemplarischen Einzelfalldarstellungen die nicht immer auf
empirischen Befunden fußen. Einseitige Darstellungen von Fallmerkmalen erwecken durch
Reproduktion den Eindruck von Repräsentativität wodurch wiederum die Gefahr besteht dass
keine facettenreichen und auch kontrastiven Erkenntnisse zu Fallverläufen Täterstrategien oder
Dynamiken der emotionalen Abhängigkeit in fachliche bzw. politische Diskurse und in
strategische Konzepte bzw. Handlungsempfehlungen einfließen. Es bedarf einer dezidierten
wissenschaftlichen Auseinandersetzung die das Loverboy-Phänomen in seiner Breite betrachtet
Erkenntnisse systematisiert und theoretisch fundiert. Das vorliegende Promotionsprojekt setzt
an dieser Forschungslücke an. Basierend auf Fallrekonstruktionen wurden drei typische
Fallverlaufsmuster identifiziert die sich in der Gestaltung der Prostitutionszuführung sowie
des Zwangsmitteleinsatzes differenzieren. Über die theoriebasierte Analyse des Zusammenspiels
von Vulnerabilität und Täterstrategien werden Ent-stehung Aufrechterhaltung und auch
Beständigkeit emotionaler Abhängigkeit erklärt wodurch unter anderem die oft angenommene
Freiwilligkeit der Prostitutionstätigkeit - als eine der zentralen Herausforderung im
Strafverfahren - negiert werden kann.