Historische Romane über Ostfriesland sind selten. Die Gründe dafür sind unterschiedlich haben
sehr viel mit der Kriminalgeschichten-Orientierung von Autoren im Roman-Genre und mit der
vergleichsweise aufwendigen Recherchearbeit beim Schreiben historischer Romane zu tun. Umso
erfreulicher ist es dass sich Frerich Ihben mit seinem Roman ¿Weit weg ist so nah¿ dieser
Aufgabe stellt historisches Geschehen insbesondere der Kolonisten im 18. Jahrhundert in
Ostfriesland für die Leser weit über die Region hinaus greifbar zu machen. Die Geschichte
seines Romans spielt Anfang des 18. Jahrhunderts. Nach verheerenden Sturmfluten Tierseuchen
wirtschaftlichen und politisch-religiösen Auseinandersetzungen ist die Lage in Ostfriesland
katastrophal. Der junge Bauernsohn Weert verliert bei einer Sturmflut Haus und Hof. Als
Tagelöhner gelingt es ihm wirtschaftlich zu überleben. Mit der Fehngesellschaft schließt er
einen Vertrag als Kolonist und muss fortan mit härtester Arbeit und einem entbehrungsreichen
Leben für sein eigenes und bald auch für das Überleben seiner Familie sorgen. Ihben verfällt
bei der Gestaltung der Figuren seines Romans nicht dem Fehler oberflächlicher
Schwarz-Weiß-Zeichnung. Nicht zufällig lässt er durch verschiedene Rückblenden seine Figuren in
ihrem Sein anschaulich lässt auch negatives Handeln verständlich werden. Seine Figuren lässt
er entgegen der historischen Wirklichkeit Hochdeutsch reden anders (in niederdeutscher
Sprache) würde der Roman wohl kaum einen Leser finden. Gleichwohl macht er auf sprachliche
Besonderheiten aufmerksam (Du- Sie-Verwendung in der Bevölkerung etc. Gebrauch von
Fachbegriffen für die es Erläuterungen gibt die den Lesefluss niemals stören). Der Roman ist
bestens geeignet historisches Geschehen im Ostfriesland des 18. Jahrhunderts verstehbar zu
machen. Vor allem zeichnet es ein Bild jener Menschen der Kolonisten die die Entwicklung
Ostfrieslands eigentlich getragen haben. Spannungsreiches Geschehen kombiniert sich mit
historischer Darstellung Personencharakteristik mit personellen Verwicklungen. Gerade auch
weibliche Figuren werden aus ihrer Zeit heraus verstanden. Der Roman wendet sich an erwachsene
Leserkreise macht aber ebenso den jugendlichen Leser mit dem historischen Geschehen seiner
Heimat vertraut.