Zeitgeschichte ist Streitgeschichte das gilt gerade für die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg
und ganz besonders für den Rückblick auf die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) und Stalins Lager
auf dem Gebiet der späteren DDR in denen bis zu 150.000 Menschen über Jahre hin
»verschwanden«. Nach 1989 90 entfachte sich die Debatte darüber in voller Breite. Handelte es
sich bei diesen Lagern um »rote KZ« zur Terrorisierung der ostdeutschen Bevölkerung und zur
umgehenden Sowjetisierung der von Stalin verwalteten Besatzungszone oder um legitime
Einrichtungen zur Entnazifizierung der deutschen Gesellschaft? Eine Flut von Literatur ist dazu
erschienen: über SMAD NKWD sowjetische Lager und Militärtribunale immer mit dem Blick von
»oben«. Was Udo Baumbach nun überzeugend einbringt ist der regionale Blick von »unten« die
detaillierte Untersuchung einer Mikroregion wie Schloss Stadt und Landkreis Rochlitz unter
amerikanischer und sowjetischer Besetzung 1945-1947. Der langjährige Schloss- und Museumsleiter
in Rochlitz kennt die historische Überlieferung und bauliche Entwicklung der großen
Schlossanlage wie kein anderer - und er vermochte eine erstaunliche Anzahl an Zeitzeugen bzw.
deren Nachkommen zu befragen und selbst sprechen zu lassen.