Es ist August der rote Monat die Zeit der späten Kirschen und schwarzen Schatten. Zum zweiten
Mal fährt die Reisende durch das unsichtbar kriegsversehrte Elsass nach Colmar endlich frei
das Glück des Neuen unter der Haut. Sie fühlt sich nicht allein. Sie fühlt weil sie allein
ist. Während sie den Schreckensbildern des Isenheimer Altars näher kommt sprühen vor ihren
Augen die Farben des Sommertags von Arnold Böcklin. Diesmal wird sie ihre Tochter treffen. Eine
junge Frau kein Kind mehr. Hätte sie fragt sich die Mutter an der eigenen Hand das Kind sein
wollen? Die Erzählung sucht den zweiten Blick der den ersten verwandelt. Sie begleitet die
beiden auf dem Weg durch das Touristendelirium ins Dunkel des Klostermuseums wo die Bilder der
ersten Reise warten. Doch die Erzählerin zögert zugleich mit Mutter und Tochter vor die
Kreuzigung und ihre Botschaft zu treten: Fürchtet euch! Gibt es ein eigenes Gedächtnis für das
Vergessene? In der Colmarer Nacht ist es der Zauber eines Liedes in dem Liebe und Widerstand
zusammenfallen das Lied von der Kirschenzeit Le temps des cerises ... Und so können endlich
auch die Altarbilder entziffert werden. Doch etwas Ungesehenes bleibt. Es wird nicht die letzte
Reise gewesen sein.