Matthias Leupold erinnert sich in seinen szenischen Fotografien an seine Ost-Berliner Kindheit
und Jugend in den sechziger bis achtziger Jahren unter den Bedingungen der Diktatur in der DDR
und stellt die Kamera »in den toten Winkel jener Epoche« wie Karl Corino seine Arbeitsweise
1995 treffend beschrieb. Das Tragen von Uniformen - die der Pioniere der Freien Deutschen
Jugend der paramilitärischen Gesellschaft für Sport und Technik und schließlich der
Nationalen Volksarmee - war für Leupolds Generation eine Selbstverständlichkeit. Die
DDR-Nomenklatura versuchte durch die Kinder- und Jugendorganisationen sowie durch ständige
Propaganda von Beginn an das Denken und Handeln ihrer jungen Bürger zu prägen. Der »Titel Aus
dem Gruppenbuch der Christiane P.« spielt u.a. auf das Aufgehen des Individuums in der Gruppe
an. Wer sich nicht unterordnete wurde vom System ausgespien: sei es die fallengelassene
Goldmedaillengewinnerin oder sei es Matthias Leupold selbst der 1982 wegen Nichtanzeige der
Republikflucht eines Freundes in der Zentralen Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für
Staatssicherheit der DDR in Hohenschönhausen einsaß. Hier erlebte er die Entpersonalisierung
als systematisches Mittel der Unterdrückung Andersdenkender. Mit einem Text von Matthias
Flügge.