Donna Haraways interdisziplinär wirkmächtige Arbeiten bilden ein Schnittfeld aus feministischer
Erkenntniskritik Cultural Studies politischer Theorie und Biowissenschaften. So genial wie
subversiv sägt sie an Forschung und Praxis prägenden Gewissheiten. Kühn und mit viel Spielwitz
empfiehlt sie die 'Grenzlinien des Alltags neu zu ziehen' und die Verantwortung für
Wissenschafts- und Technologieverhältnisse zu übernehmen. 'Medizin Geschlecht und
multinationales Kapital verschmelzen zu einem einzigen Alptraum': Haraway plädierte schon 1984
dafür die 'Gentechnologie sozialistisch-feministisch zu unterwandern' und sich in den
'Grenzkrieg' um das Verhältnis von Organismus und Maschine einzumischen. Konsequent kämpft sie
gegen die Geschichtslosigkeit der Technologiekultur. In Umbrüchen wird es möglich die
Restaurierung von Herrschaft zu unterbrechen die stützenden Strukturen anzugreifen und als
veränderbare Praxen zu fassen statt von fertigen Einheiten auszugehen. Haraway ruft dazu auf
das der kapitalistischen Inbetriebnahme geschuldete Ausmaß an Unterdrückung und die darin
steckende Gewalt gegen Frauen offensiv zu beantworten. Das Einreißen der Grenzen zwischen
Natürlichem und Technisch Künstlichem kann Erleichterung bringen wo in den alten Grenzen
Herrschaft befestigt ist. Die Lust am Spiel und wie sie Veränderbarkeit als Resultat und
Voraussetzung allen Erkennens auffasst macht Haraway einzigartig. Denkrichtungen die das
¿Post¿ als ihr Markenzeichen ausgeben suchen sie als Ahnfrau zu vereinnahmen fokussieren
jedoch nur auf das Symbolische oder die Sprache Wissenschaft oder Geschlecht usw. und
verpassen damit die kulturrevolutionäre Dynamik der marxistischen Feministin. Haraway selbst
schreibt: 'Verspieltheit Beweglichkeit mehr sein als wir zu sein glauben diskursive
Konstitutionen die Unerwartetheit von Sprache und Körper das sind Dinge um die es mir in
meiner Arbeit geht. Aber ich will nicht dass die Aneignung meiner Arbeit in
verantwortungsloses Freispiel in Postmodernismus im groben und vulgären Sinn abdriftet. Da
sind mir die kontaminierten ethischen Kategorien wesentlich lieber als diese Rezeption.' Mehr
denn je brauchen wir Denkerinnen wie Donna Haraway. Darum erscheint jetzt diese erweiterte
Neuausgabe unseres Klassikers 'Monströse Versprechen'. Die Texte sind neu durchgesehen und
ergänzt um drei aktuellere Essays - zu Genfetischismus (2001) zu Geschlecht Gender Genre und
zu ¿Making Kin¿ (2016) - sowie eine neue Einführung von Frigga Haug.