Bereits im 19. Jahrhundert begann der Braunkohleabbau in Form von Kleinstbetrieben im Bereich
der Ville welcher die archäologischen Bodendenkmäler im Braunkohlegebiet unwiderruflich
zerstörte. Zuvor erfolgten weitreichende Untersuchungen die das Rheinische Braunkohlerevier zu
den besterforschten Regionen Europas machte. Die natürlichen Ressourcen der Lössbörden in der
Niederrheinischen Bucht wurden seit je her von Menschen genutzt. Die hohe Bodengüte bildete die
Grundlage für das Entstehen von Siedlungen seit dem Neolithikum und wirkte als kultureller
Motor der Region. Die gute archäologische Überlieferungslage führte in der Vergangenheit zu
archäologischen Forschungsarbeiten die eine flächendeckend aufgesiedelte Landschaft seit der
Bronzezeit im Rheinischen Braunkohlerevier suggerierten. Grundlegend wurde davon ausgegangen
dass die Kombination aus verschiedenartigen archäologischen Relikten in einem bestimmten
Umkreis (Radius 100 Meter) zu verbindlichen Siedlungsstellen zusammengefasst werden könnten.
Präferenzen zum Standort einer Siedlung ließen sich nicht erkennen. Eine Siedlung ist jedoch
mehr als die bloße Aneinanderreihung von sichtbaren archäologischen Relikten. Es gibt eine
Ebene die von Archäologen*innen lediglich erahnt wird jedoch materiell nicht greifbar ist. In
den letzten Jahrzehnten hat sich die Datenlage zu metallzeitlichen Siedlungen im
Braunkohlerevier vervielfacht. Fußend auf den neuen Forschungsergebnissen und unter
Zuhilfenahme archäologischer Theorieansätze von L. De Rouw und J. E. Yellen wurde ein
alternativer Interpretationsansatz zu Verteilungsmustern von Siedlungen in einer der am
dichtesten beobachteten Fundlandschaften Mitteleuropas erarbeitet der das zuvor postulierte
Bild wiederlegt.