Die Epitomae und Epistolae des Virgilius Maro genannt 'Grammaticus' aus dem 7. Jh. gehören zu
den unverständlichsten Texten des lateinischen Mittelalters. Seit der Wiederentdeckung der
Schriften durch Angelo Mai vor rund 200 Jahren wird darüber gerätselt ob das Ganze purer
Nonsens eine verkappte Parodie auf die Schultradition oder ein verschlüsselter Text ist der
unter dem Deckmantel der Komik ernsthafte Inhalte vermitteln soll. Auf den ersten Blick
entsprechen jene Traktate in vieler Hinsicht den klassischen Artes des Aelius Donatus dem
grammatischen Standardwerk der Spätantike und des Mittelalters. Bei genauerer Betrachtung
enthalten sie jedoch unzählige Kuriositäten die bei vielen Leserinnen und Lesern für
chronisches Naserümpfen gesorgt haben - alternative Latinitäten fiktive Gelehrte falsche
Zitate merkwürdige Theorien sowie skurrile Anekdoten über militante Sprachlehrer die
wochenlang über grammatische Feinheiten debattierten. Die Grammatik des Virgilius ist damit
nicht nur das merkwürdigste sondern auch das unterhaltsamste Lehrbuch des Lateinischen. Dieses
Buch bietet eine Aufarbeitung der Forschungstradition eine deutsche Übersetzung und den ersten
philologischen Kommentar der den Text sprachlich und inhaltlich erläutert. In einem separaten
Analyseteil wird außerdem eine neue Gesamtinterpretation vorgelegt welche verschiedene Aspekte
der Parodie freilegt indem sie das Werk in die spätantike und frühmittelalterliche
Grammatikographie einordnet. Im Zentrum der Analyse steht dabei die Autorfigur die als
selbsternannter Virgilius redivivus die jahrhundertelange Tradition der Dichterkommentierung
auf den Kopf stellt. Als verdrehter Wiedergänger Vergils entwirft er mit dem Instrumentarium
des Grammatikers ein sprachliches Paralleluniversum einen Meta-Kommentar zur grammatischen
Tradition der auf dem schmalen Grat zwischen Lehrbuch und literarischem Text seine Leserinnen
und Leser an der Nase herumführt. Inhalt 1. Einführung
............................................................................................. 1
1.1 Vorwort
....................................................................................................
1 1.2 Forschung und Rezeption
........................................................................ 4 1.2.1 Dekadenz
........................................................................................ 7
1.2.2 Parodie
.......................................................................................... 18
1.2.3 Palimpsest
..................................................................................... 28 1.3
Virgilius Maro im Kontext hibernolateinischer Literatur ...................... 35 1.3.1 Latein
in Irland .............................................................................. 40
1.3.2 Sprache
.......................................................................................... 42
1.3.3 Texte
.............................................................................................
44 1.3.3.1 Hisperica Famina
...................................................................... 45 1.3.3.2
Hibernolateinische Grammatiker ............................................... 51 1.3.3.3
Priscian
....................................................................................... 53
1.3.3.4 Isidor von Sevilla
....................................................................... 56 1.3.3.5 Sergilius
..................................................................................... 57 1.3.4
Literarische Kämpfe...................................................................... 59
1.4 Grammatik und Poiesis
.......................................................................... 63 1.4.1 Pseudokanon
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