Eine der schwersten Prüfungen der über tausendjährigen Stadt Bautzen waren die Tage im April
Mai 1945. Da Bautzen bisher nicht unmittelbar vom Krieg betroffen war wurden die Bewohner von
der Schnelligkeit des letzten Vorstoßes überrascht und schockiert.Am Morgen des 19.4. begann
der Angriff von Truppen der 52. sowjetischen Armee mit ca. 17000 Mann. Sie drängten die bis zu
4000 Mann starke Kampfbesatzung der Stadt unter beiderseitig schweren Verlusten bis zum 22.4.
auf die Ortenburg und wenige Widerstandsnester zurück. Einen Tag zuvor gelang der Deutschen
Wehrmacht überraschend der Durchbruch bei Altmarkt (Diehsa). Die Deutschen gelangten in den
Rücken der sowjetischen und polnischen Verbände und schnitten diese vom Nachschub ab. Am
Nachmittag des 23.4. erzielten die deutsche 20. Panzerdivision und die Panzerdivision Hermann
Göring einen Einbruch im Südosten der Stadt. Es entwickelten sich übersichtslose
Häuserkämpfe.Der eingeschlossenen sowj. 24. Brigade gelang es auf das Westufer der Spree
auszubrechen. Sie wurde in Burk konzentriert und sofort in den Gegenangriff geschickt. Im
Verlaufe des 25.4. wurde erneut das Gefängnis eingenommen und der Angriff Richtung Wallstraße
entwickelt. Als in den frühen Abendstunden dieses Tages der Befehl zum Rückzug eintraf
erreichte er wohl das 929. Schützenregiment nicht mehr. In der Stadt wurde noch bis zum 27.4.
erbittert um Widerstandsknoten gekämpft. Die aus dem Raum Bautzen zurückgehenden sowjetischen
und polnischen Truppen zogen sich auf einen Abschnitt 10 km nördlich von Bautzen zurück und
standen kurz vor ihrer Vernichtung. Am Morgen des 8.5.45 besetzte die 8. polnische
Infanteriedivision kampflos Bautzen und die Stadt wurde endgültig befreit.Im Mittelpunkt
dieser Veröffentlichung stehen die Einzelschicksale von Zivilisten und Soldaten. Ihre
Erlebnisse widerspiegeln den Krieg mit all seinem Grauen der Brutalität und dem Widersinn.
Diese wurden in Erlebnisberichten Briefen und Tonbandprotokollen aufgezeichnet.
Gefechtsskizzen Fotos Verlustlisten und ein Stadtplan vom Frühjahr 1945 helfen bei der
Veranschaulichung.Die Vielzahl von Informationen aus unterschiedlichen Blickwinkeln geben einen
guten Überblick über das Leben in den drei letzten Kriegswochen. Ob Sieger oder Besiegte - sie
alle waren Opfer. Die hohe Bereitschaft der Menschen über diese grausame Zeit zu sprechen war
stets gepaart mit einer tiefen Friedenssehnsucht. Ihre letzten Worte sollten uns mahnen.