Was sollte Journalismus in einer demokratischen Gesellschaft leisten? Wie lässt sich diese
Leistung im Sinne wünschenswerter Nachrichtenqualität messbar machen? Und welche Faktoren im
Prozess journalistischer Nachrichtenproduktion prägen die Qualität der Berichterstattung?
Diesen Fragen widmet sich die vorliegende Studie. Sie untersucht welche Anforderungen an
Journalismus aus Perspektive einer repräsentativen deliberativen und partizipatorischen
Auffassung von Demokratie zu stellen sind und schlägt eine demokratietheoretisch fundierte
Konzeptualisierung von Nachrichtenqualität vor. Diese beinhaltet einerseits professionelle
Standards der Berichterstattung - das Wie der journalistischen Vermittlung von Inhalten - und
andererseits spezifische Vorstellungen von Akteur:innen-Vielfalt - das Wer hinter den Stimmen
die in der Berichterstattung zu Wort kommen. Um zu verstehen welche Einflüsse wie auf
Nachrichtenqualität wirken entwirft die Studie einen sozialintegrativen Theorierahmen der
Journalist:innen als Handelnde mit den Strukturen verschränkt innerhalb derer sie operieren.
Es wird skizziert wie teilsystematische Orientierungen im Journalismus normative Erwartungen
an Journalismus und spezifische Interaktionen von Journalist:innen mit ihren internen und
externen Bezugsgruppen im Prozess der Nachrichtenproduktion zusammenwirken und verhandelt
werden - und so Nachrichtenqualität entscheidend mitbestimmen.Empirisch stützt sich die Studie
auf ein dreiteiliges Mixed-Methods-Design. Sie kombiniert eine quantitative Inhaltsanalyse
politischer Berichterstattung aus Österreich eine nachgelagerte quantitative Befragung der
Journalist:innen welche die Nachrichtenbeiträge verfasst haben sowie retrospektive
Rekonstruktionen ausgewählter Beiträge zusammen mit ihren jeweiligen Verfasser:innen. So kann
die Qualität der Berichterstattung in einen unmittelbaren Konnex mit der Realität
journalistischer Nachrichtenproduktion gestellt werden. Die Ergebnisse lassen
Nachrichtenqualität als multidirektional komplexes Phänomen erscheinen das sich einfachen
Kausalitäten entzieht. Journalistische Kultur erscheint dabei als Schlüssel für die Sicherung
eines hochqualitativen Journalismus. Auch normative Erwartungen können die Qualität der
Berichterstattung positiv mitbestimmen wenn sie an aktive Aushandlungsprozesse mit
Bezugsgruppen rückgebunden sind. Zwar weist der österreichische Journalismus eine relative
Resilienz gegenüber dem direkten Einfluss von politischen Akteur:innen auf - sie können aber
mittelbar auf inhaltsprägende Strukturen einwirken. Schließlich belegt die Studie dass die
Vielfalt der Perspektiven in journalistischen Diskursen entscheidend von der Autonomie abhängt
die Journalist:innen zur Verfügung steht.