»Sollte die Kunst zu lieben jemandem fremd sein dies Gedicht les er und liebe gekonnt.«
Skandalumwittert als Kamasutra der Antike verschrien als zynischer Dating-Ratgeber verkannt
als große Dichtung verehrt: Ovids Liebeskunst. Schon dass er ein Buch über die Kunst der
Verführung in der hehren Form eines »Lehrgedichts« schrieb mag manchen Zeitgenossen empört
haben. Ovid selbst gab an die Liebeskunst habe zu seiner Verbannung aus Rom beigetragen - der
sich bis zu seinem Tod nach der Pracht Roms zurücksehnende Dichter starb im Exil am Schwarzen
Meer. Spätere christliche Jahrhunderte zeigten sich verstört vom offenen Ton und dem
durchaus pragmatischen Umgang mit Sex und Erotik den das Buch pflegt: Ovid rät z. B. dazu der
Angebeteten in Liebesbriefen das Blaue vom Himmel zu versprechen - zum lustvollen Vorteile
beider. Als Anbandel-Orte empfiehlt er Theater und Arena: Hier kochen die Emotionen hoch und
eng an eng sitzt man auch. So mancher Übersetzer aus älterer Zeit ließ schamrot ganze Passagen
entfallen: Ovid feiert offen die Freuden eines gleichzeitigen Orgasmus und gibt Ratschläge aus
der Perspektive beider Geschlechter. Wie kaum ein anderes Werk der Antike ist die Liebeskunst
gesättigt mit Details der römischen Alltags- und Vorstellungswelt - die Kommentare von Tobias
Roth Asmus Trautsch und Melanie Möller lassen ein plastisches Bild des antiken Rom entstehen
und stellen Leben Dichten und Denken im goldenen Zeitalter dar. Der besondere Clou dieser
Ausgabe: Ähnlich den kunstvoll gestalteten Büchern der Renaissance in der Ovid wiederentdeckt
wurde ist der Kommentar um den Text herum gesetzt. So kann man Ovids Gedicht und den Kommentar
mit einem Blick erfassen. Zum 2000. Todesjahr Ovids: sein großes Lehrgedicht über die Liebe in
einer prächtigen grandios kommentierten Ausgabe - aufwendig gestaltet zweifarbig gedruckt in
Leinen und mit Halbschlaufe.