Vor etwas mehr als hundert Jahren nahmen in Württemberg die ersten Jugendämter ihre Arbeit auf.
Württemberg hatte als erster und einziger Flächenstaat im Deutschen Reich im Oktober 1919 ein
Jugendamtsgesetz verabschiedet. Die wichtige Aufgabe der Jugendfürsorge wurde den Oberämtern
den späteren Landkreisen übertragen. Der vorliegende Band untersucht die spannende
Entwicklung des Jugendamtes auf dem Gebiet des heutigen Landkreises Böblingen in seinen
Kontinuitäten und Brüchen. Er ist entstanden aus einer mehrjährigen Zusammenarbeit des
Lehrstuhls für Neuere Geschichte an der Universität Tübingen (Prof. Ewald Frie) mit dem
Kreisarchiv Böblingen (Debora Fabriz) und dem Amt für Jugend des Landkreises Böblingen (Viola
Haas und Wolfgang Trede). Ein großer Teil der Beiträge ist das Resultat studentischer
Forschungsarbeiten im Hauptseminar "100 Jahre Jugendamt Böblingen" der Universität Tübingen.
Wie haben das Jugendamt und die mit ihm kooperierenden Institutionen und Akteure in
verschiedenen historischen Phasen gearbeitet? Mit welchen sozialen und jugendkulturellen
Phänomenen war die Jugendhilfe konfrontiert? Gab es spezifische Entwicklungen in Böblingen? Die
Beiträge richten ihren Fokus auf Gründung und Aufbau in den 1920er Jahren Aushöhlung der
Aufgaben im Nationalsozialismus Zweiter Weltkrieg und gesellschaftlicher Zusammenbruch
Restauration und Aufbruch in den 1950er und 1960er Jahren Modernisierung und
Professionalisierung in den 1970er und 1980er Jahren und das Arbeiten auf neuer gesetzlicher
Grundlage ab 1990. Das Buch bietet einen einzigartigen Einblick in die Geschichte einer
Institution die seit 100 Jahren Kinder und Jugendliche und damit die Zukunft der Gesellschaft
im Blick hat. Ihr Handeln und die Diskussionen darüber sind ein wesentlicher Teil deutscher
Zeitgeschichte.