Neoliberaler Kapitalismus und zeitgenössische Kunst haben sich in den letzten Dekaden des 20.
Jahrhunderts in wechselseitiger Parallelität entfaltet. Doch wir befinden uns an einem
Wendepunkt: Der Kapitalismus wie wir ihn zu kennen glaubten existiert nicht mehr und die
zeitgenössische Kunst ist ihrer Zugkraft die sie aus der Grundierung in einer
Zeitgenossenschaft bezog die alle modernistischen Avantgarden kennzeichnete ein für alle Mal
verlustig gegangen. Darin gleicht die Lage der zeitgenössischen Kunst jener der spekulativen
Finanzmärkte: Jede Form einer zukünftigen Gegenwart wird auf eine gegenwärtige Zukunft
heruntergerechnet - und depriviert damit sowohl die Gegenwart als auch die Zukunft als solche.
Das ist die Lage die wir als post-contemporary oder schärfer nontemporary kennzeichnen. Die
nontemporäre Situation der Kunst stellt nicht nur ihre Zeitgenossenschaft in Frage: Sie
betrifft ebenso die sich abzeichnende Fortentwicklung des Kapitalismus bzw. Post-Kapitalismus
wie bspw. die Erodierung dauerhaft gesicherter Arbeitsverhältnisse die das Fundament
gegenwärtiger Ökonomien bilden die Allgegenwart ästhetisch hochgepitchter klassischer und
kognitiver Produktionsweisen als auch die reverse Aufhebung einer distinkten Vorstellung
dessen was Kunst vermag. Die Beiträge in Jenseits von Gegenwart zeichnen eine präzise Diagnose
dieser Lage und verhandeln spekulative Prognosen einer zukünftigen Gegenwärtigkeit in der wir
uns nolens volens wiederfinden.