Die Eltern brachten ihr Madchen von Geburt an mit in ihre Sekte. Es war so bestimmt und
vorgesehen. Da der Vater eine hohe Position und bestimmte Aufgabe in dieser Sekte innehatte
war auch die Entwicklung seiner Tochter von entschei- dender Bedeutung. Von klein auf im Saug-
lingsalter wurde die Tochter trainiert. Sie wurde darauf trainiert starke psychische und
korperliche Schmerzen auszuhalten. Im Alter von 1-3 Jahren für Stunden alleine in einem dunklen
Raum zu sein und nicht zu weinen aber stark und tapfer zu sein. Denn erst dann durfte die
Tochter wieder aus diesem Raum heraus.Vor allem wurde sie gelehrt sich abzuspalten. Ihr wurden
Schmerzen und Leid angetan so lange bis klar war dass sie dissoziiert. Die Trainer in dem
Kult verstanden sich sehr gut darin und konnten sehr leicht erkennen wann ein Saugling ein
Kleinkind ein Kind oder überhaupt ein Mensch dissoziiert. Denn die Fahigkeit des Dissoziierens
zu nutzen ist der Vorteil der Tater. Sie schufen bei dem Madchen bestimmte Anteile gaben
diesen einen Namen und erschufen sie für grausame Aufgaben.Dieses Buch ist aus der gemeinsamen
Arbeit von Klientin und Therapeutin entstanden. Für die Therapeutin war die Arbeit mit der
Klientin und deren Innenanteilen Neuland. Sie schreibt in ihrem Vorwort: Als ich sie kennen
lernte hatte ich 20 Jahre Berufserfahrung im stationaren und ambulanten Bereich und mir war
noch nie eine Patientin oder ein Patient mit einer multiplen Storung begegnet - dachte ich.
Heute zweifle ich manchmal daran denn ich hatte ja einfach nicht die kognitiven Schemata um
dissoziative Phanomene und Wechsel von Personlichkeitsanteilen zu erfassen. Ich hatte über die
dissoziative Identitatsstorung gelesen und kannte die kontroversen Diskussionen über die
Echtheit der Erinnerungen der Betroffenen. Im Innersten war ich davon überzeugt dass die
dissoziative Identitatsstorung ein in der Therapie entstandenes zum Teil vom Behandler durch
die hohe Suggestibilitat traumatisierter PatientInnen mit erzeugtes und aufrecht erhaltenes
psychisches Krankheitsbild sei.Die intensive Arbeit mit Frau L. lehrte mich anders
wahrzunehmen und zu verstehen. Ich lernte was schweres Leid mit einem Menschen macht und mit
welchen psychischen Mitteln er oder sie überleben kann. Die Zersplitterung der Identitat ist
vielleicht die einzige und sehr funktionale Losung der Seele furchtbare Traumatisierungen
einigermaßen adaquat zu überstehen.In der therapeutischen Auseinandersetzung mit den
Personlichkeitsanteilen von Frau L. wurde ich mit Erinnerungen dieser Anteile konfrontiert in
denen sich grauenhafte Erlebnisse widerspiegeln. Die Anteile ließen mich - nachdem über eine
lange Phase Vertrauen aufgebaut werden musste - teilhaben ich war in den Flash- backs oft
Zeugin von Qualereien die der Zersplitterung oder Programmierung dienten. Es war für mich kaum
vorstellbar was Menschen anderen Menschen antun um sie für ihre Ziele gefügig zu machen. So
fragte auch ich mich immer wieder: Kann das überhaupt sein? Das ist so unvorstellbar und
abwegig... Aber ich ließ mich darauf ein. Heute bin ich froh den Mut aufgebracht zu haben
Frau L. bei ihrer Befreiung aus dem Kult zu begleiten.