Nora Rischer sitzt im Behandlungsstuhl einer Kinderwunschpraxis als eine E-Mail sie erreicht:
Rassistischer Vorfall an unserer Universität. Sie ist neugierig vorauseilend empört - und sie
stutzt: Ist da etwa ihr eigenes Seminar in der Germanistik gemeint? Rischer ist erschüttert. In
ihrem Kopf werden kritische Stimmen laut eine innere Anklage beginnt: Hat sie sich als
Dozentin tatsächlich rassistisch verhalten? Soll sie sich entschuldigen? Und weshalb? Aus
ehrlichem Schuldbewusstsein oder um sich zu retten? Wird sie gecancelt obwohl sie kein alter
weißer Mann ist sondern eine queere Frau die sich bislang für linksliberal gehalten hat? Die
Rassistin ist eine schwarze Komödie die den Rückzug auf allzu bequeme Gewissheiten verweigert.
Komisch und präzise nimmt die Autorin all die menschlichen Reflexe Widersprüche und
rhetorischen Geschütze unter die Lupe die einen konstruktiven gesellschaftlichen Austausch
über Diskriminierung so kompliziert machen.