Der Essay erschien erstmalls 1884 in Gustave Flaubert Lettres à George Sand précédées d'une
étude par Guy de Maupassant bei Carpentier Paris. Guy de Maupassant schrieb vier Jahre nach
dem Tod seines Freundes Flaubert die meisterhafte »Étude sur Gustave Flaubert« in der er Leben
Werk und Gedanken des großen Romanciers nach- und aufzeichnete. In dem Essay über seinen Lehrer
und Mentor verhandelt Maupassant auch grundsätzliche Fragen über die Arbeit des Schriftstellers
und das Schreiben. Beide teilen eine gemeinsame Auffassung von Literatur: der Autor tritt
hinter sein Werk zurück mehr noch er verschwindet in ihm und sucht nach dem mot juste dem
einzig richtigen Wort an der jeweiligen Textstelle. »Die Romanschriftsteller haben als
hauptsächlichstes Feld ihrer Beobachtung und Darstellung die menschlichen Leidenschaften die
guten sowohl wie die schlechten. Es ist nicht ihres Amtes zu moralisieren zu strafen oder zu
lehren. ... Der Schriftsteller schaut die Seelen und Herzen an sucht in sie einzudringen ihre
Verborgenheiten ihre unedlen oder hochherzigen Neigungen das ganze komplizierte Räderwerk
menschlicher Beweggründe zu verstehen. ... Mit seiner Gewissenhaftigkeit und seinem Künstlertum
ist es zu Ende sobald er sich systematisch bemüht die Menschheit zu verherrlichen sie zu
schminken und die Leidenschaften die er für schimpflich hält abzuschwächen den Leidenschaften
zuliebe die ihm anständig scheinen.« Guy de Maupassant