Mit dem sumerischen König Gilgamesch besungen in einem der ältesten literarischen Dokumente
der Menschheit werden im 21. Jahrhundert vor allem die Zivilisationsleistungen des alten
Mesopotamien in Verbindung gebracht. Doch Erbe seiner Zeit sind auch Männerherrschaft
ideologische Manipulation und eskalierende Konflikte. Dieser »kapitalistischen Moderne« setzt
Abdullah Öcalan der bekannteste Aktivist des kurdischen Befreiungskampfes die Idee einer
»demokratischen Autonomie« entgegen. Sein geschichtsphilosophisches und zivilisationskritisches
Werk »Gilgameschs Erben« aus dem Jahr 2003 wird jetzt vom UNRAST Verlag in einer überarbeiteten
Übersetzung neu aufgelegt. Öcalan setzt sich darin nicht nur mit den Kontinuitäten
politisch-ideologischer Macht auseinander sondern auch mit befreienden Erneuerungen im
gesellschaftlichen Leben vom frühgeschichtlichen sumerischen Priesterstaat bis hin zu den
Anfängen und Visionen einer demokratischen Zivilgesellschaft. Eingebettet in diesen
sozialhistorischen Kontext analysiert Öcalan dann das kurdische Anliegen. Indem er sich
selbstkritisch mit dem Einfluss von Staat Religion Ideologie und Gewalt auf die Entwicklung
der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) auseinandersetzt trägt er wesentlich zu ihrem Kurswechsel
bei - weg von einer nationalen Befreiungspartei hin zu einer multiethnischen und politisch
offenen demokratischen Bewegung für den gesamten Mittleren Osten.