Tove Soiland zählt zu den wichtigsten Theoretikerinnen des gegenwärtigen Feminismus. In ihren
ökonomie- wie auch subjekttheoretischen Analysen widmet sie sich seit mehr als zwei Jahrzehnten
den gesellschaftlichen Grundlagen hierarchischer Geschlechterverhältnisse. Die Stärke ihres
Werks liegt in dem Beharren auf einer nicht gender-theoretisch begründeten Geschlechtertheorie.
Mit Bezug auf die Lacan'sche Psychoanalyse und Irigarays Denken der sexuellen Differenz legt
sie in überzeugender Weise die Strukturen neo-patriarchaler Geschlechterverhältnisse offen. Die
Anthologie widmet sich Soilands zahlreichen Arbeiten zur sexuellen Differenz und gewährt damit
Einblick in das komplexe Denken dieser Theoretikerin und die Entwicklung ihrer feministischen
Theorie. Die hier zusammengestellten Texte bieten Zugang zu einem im deutschsprachigen Raum
marginalisierten Zweig feministischer Theoriebildung sowie zu den theoretischen Divergenzen
zwischen der Gender-Theorie und dem Denken der sexuellen Differenz die Soiland immer wieder
prägnant dargelegt hat. Soilands jüngere Texte nehmen darüber hinaus die psychoanalytische
Debatte zur postödipalen Gesellschaft auf. Damit ermöglichen sie aktuelle im Zuge des
Untergangs patriarchaler Autorität entstandene Problemlagen in den Geschlechterverhältnissen in
den Blick zu nehmen und hinsichtlich eines zeitgemäßen Feminismus zu diskutieren.