Am 4. März 1954 erreichte die Bezirksstaatsanwaltschaft Dresden ein merkwürdiges
Fern-schreiben: am 5.4.54 findet in dresden eine hochzeit statt ... es handelt sich um paul
reben-stock ... den mit dieser sache beauftragten ersuche ich sich ... an der feierstaette
einzufin-den. Paul Rebenstock des Geheimnisverrats verdächtiger Stasi-Oberkommissar erwartete
an der Feierstätte keine Hochzeitsgesellschaft sondern das Fallbeil und der Standesbeamte war
niemand anderes als der Henker. Der ehemalige DDR-Diplomat Klaus Behling befasst sich in seinem
neuen Werk mit einem Thema über das trotz seiner Brisanz bislang wenig bekannt war: den
Todesstrafen die in der DDR gegen Mitarbeiter der Geheimdienste verhängt wurden. Über zwei
Dutzend Angehörige des Ministeriums für Staatssicherheit (Stasi) und des Militärischen
Nachrichtendienstes der Nationalen Volksarmee beendeten ihr Leben auf dem Schafott. Keine
anderen DDR-Bürger wurden so engmaschig reglementiert wie die die dem Apparat angehörten.
Zugleich war der Umgang mit strafrechtlich relevanten Verfehlungen nirgends so geheim wie hier.
Behling beleuchtet zahlreiche Hinrichtungen von Geheimdienstmitarbeitern. Sein Buch liest sich
wie Kriminalliteratur - und gibt doch in bester journalistischer Manier eine verschwiegene
Facette der DDR-Realität wieder.