Lange Zeit herrschte die Meinung vor König Ludwig habe sich wenig für Politik interessiert
Minister und Regierungschefs wahl- und ziellos entlassen und konsequent immer solche
Regierungen eingesetzt die seiner politischen Einstellung nicht entsprachen. Elhardt gelangt
zu dem Schluss dass der König eine bemerkenswert politische Kontinuität aufwies dass er die
liberalen Reformregierungen Bayerns gegen Angriffe aus dem klerikalen und konservativen Lager
verteidigte und eine Reihe von Reformen in Bayern anschob und durchsetzte. Dabei gelingen
Elhardt überraschende Einzelergebnisse: Der König schloss die Judenemanzipation gegen
erhebliche Widerstände ab und er focht mit der katholischen Kirche den bayerischen Kulturkampf
aus der dem Land einen Modernisierungsschub brachte. Der König war über zwei Jahrzehnte der
Schutzherr und Partner der liberalen Reformer Bayerns. Seine diesbezüglichen Aktionen schlagen
sich in der Bearbeitung von Petitionen in der Genehmigung von Gesetzesinitiativen und in
seinen schriftlichen Anmerkungen nieder. Dadurch konnte er freilich den Erwartungen der
konservativen Landbevölkerung Altbayerns selten genügen. Deren politische Vertretung im
Parlament die· von Pfarren angeführten Patrioten lehnte er ab obwohl sie im Landtag die
Mehrheit stellten. Bei seinem Tod kommen Zeitungen zum Schluss König Ludwig sei ein liberaler
und freiheitlicher Monarch gewesen. Was seinen Beitrag zur Gründung des Deutschen Reiches
betrifft so fand er in der Ablehnung eines von Preußen geführten Reiches die völlige
Zustimmung von Altbayern. Aber hier waren die Würfel frühzeitig gefallen. Schon seine Vorgänger
hatten mit allen deutschen Staaten außer Österreich Zollverträge abgeschlossen die
zwangsläufig zu einem politischen Abschluss drängten. König Ludwig weigerte sich zäh dagegen
an ein von Preußen dominiertes Reich Souveränitätsrechte abzugeben. Aber die Macht Preußens und
der aufkommende Deutschnationalismus waren stärker. Und doch: Kein Herrscher hätte - angesichts
der Machtverhältnisse - für Bayern beim Beitritt zum Reich mehr Sonderrechte herausholen können
wie Ludwig. Er selbst verzweifelte angesichts des Souveränitäsverlusts. Diese politische
Katastrophe wird ein Grund für seine Krankheit gewesen sein. Elhardt hält sich nicht mit
Spekulationen um den Tod Ludwigs und dessen Umständen auf. Aber er analysiert dass die seither
deutlich in Altbayern zu beobachtende Anhänglichkeit an den gestorbenen König bald zum
Politikum wurde. Mit Liedern und Gstanzln erinnert man sich damals (bis heute) in Altbayern an
die Symbolfigur bayerischer Souveränität. Elhardt legt mit seinen biographischen-Skizzen
Dutzende von zum Großteil noch nicht veröffentlichten politischen Schnaderhüpfln über Ludwig
Il. und Hunderte von zeitgenössischen politischen Karikaturen vor. Damit öffnet er ein
Schatzkästchen an Originalität und Zeitnähe das auf eineweitere Auswertung wartet.