Jacob Levi Moreno blieb in erster Linie ein Mann der Praxis und des dramatischen Handelns der
selber nie dezidiert eine eigene Philosophie entworfen hat auch wenn sich der Begriff Morenos
Philosophie (Ferdinand Buer) etabliert hat.Im Gegensatz zur Psychoanalyse entwickelte Moreno
allerdings weder eine Krankheitslehre noch eine klinische Theorie noch eine Metapsychologie.
Die interdisziplinäre Studie schließt dieses theoretische Desiderat indem sie die
intersubjektiven Erfahrungen innerhalb der psychodramatischen Handlungspraxis aus der Sicht der
aktuellen Anerkennungsphilosophie reflektiert. Der fachphilosophische Begriff der Anerkennung
wird als ethische Figur des Diskurses eingelöst und in den therapeutischen Zusammenhang des
Psychodramas nach J.L. Moreno gestellt. Als erlebnis- und handlungsorientiertes Verfahren
repräsentiert das Psychodrama in diesem Sinne eine Bühne der Anerkennung auf der sich das
vitale Bedürfnis nach Selbstinszenierung in seinen mannigfaltigen Artikulationsformen zeigen
darf und die Personen im besten Fall die Erfahrung von Selbstvertrauen Selbstachtung und
Selbstwertgefühl machen können. Die zentrale psychodramatische Technik des Rollentauschs wird
als Praxis der gegenseitigen Anerkennung verstanden die darauf abzielt gesellschaftlichen
Verdinglichungstendenzen entgegenzuwirken und zu lernen was es bedeutet den anderen in seiner
Andersartigkeit anzuerkennen. Die Bühne betreten dort interagieren und vor allem im
psychodramatischen Sharing die Resonanz der anderen mitspielenden Person(en) zu erfahren ist
Anerkennung die philosophisch expliziert wird. Entscheidend für die therapeutische Arbeit für
die Veränderungsprozesse innerhalb des Psychodramas ist und bleibt dass die mitfühlenden und
fürsorglichen Haltungen durch das Prinzip der moralischen Achtung bestimmt sind.Hier liegt nun
zum ersten Mal vor dem Hintergrund der eigenen psychodramatischen Praxis des Autors eine
umfassende interdisziplinäre Darstellung der philosophischen Konzepte vor die der Praxis von
Psychodrama und Soziometrie zugrunde liegen. Zusammen mit einem psychodramatischen Fallbeispiel
schließt das Buch so das theoretische Desiderat Morenos der nie eine eigene Krankheitslehre
eine klinische Theorie oder eine Metaphilosophie vorgelegt hat.Zugleich liefert der Band eine
ausgezeichnete Einführung in Theorie und Praxis des Psychodramas auf dem neuesten Stand der
Forschung.