Leipzig. Wir sind deine Kinder ist fotografische Recherche und Vision über die Entwicklung der
Identität Leipzigs über die Vergangenheit der Stadt und ihre Bürger die ihre Kinder ihre
Erbauer ihre Wächter sind. Eine Stadt im Begriff urbaner und sozialer Veränderung. Doch wer
partizipiert an dieser Neuschreibung der Gegenwart? Und wie gerät dabei die Vergangenheit nicht
in Vergessenheit? Darauf versucht der französische Fotograf Olivier Colin (Jahrgang 1980) in
seiner traditionellen Art analoger Fotografie eine Antwort zu finden. Er findet Bilder für
Multikulti und Bevölkerungsentwicklung für die Trabantenstadt Grünau tief im Westen für Kunst
Stadtgrün (Sub)Kultur Industrie und manches mehr. Zum ersten Mal lebte Olivier Colin zu
dieser Zeit offiziell Student in Straßburg 2004 05 in Leipzig. Er pendelte zwischen beiden
Städten und wohnte schließlich für mehrere Monate in Leipzig. Die Stadt sah damals ganz anders
aus. Die Straßenbahnstation vor dem Hauptbahnhof befand sich in Umgestaltung. Studierende
demonstrierten gegen den Umbau des Gebäudeensembles auf dem Campus. Die Südvorstadt stand noch
halb leer. Plagwitz war für Colin ein verlassener Ort wo die wilden Geister lebten. Eindrücke
wie diese offenbarten ihm das andere zeigten ihm ein mögliches Leben weit von dem entfernt
was er in Frankreich und Westdeutschland erlebt hatte. Nach den Erfahrungen in Leipzig
verbrachte Olivier Colin dreieinhalb Jahre in Mexiko-Stadt. Hier war er Mitbegründer einer
Fotoagentur die eine Aufklärungskampagne über Gewalt gegen Frauen lancierte. Colin begann
Fotografie mit dem Engagement für soziale Belange zu verbinden. Als er 2012 nach Leipzig
zurückkehrt hat sich vieles getan. Diverse Ecken wurden saniert viele Ansichten sind kaum
wiederzuerkennen. Die einst schrumpfende Stadt wächst wieder. Leipzig ist in Bewegung geraten
die Bevölkerung wird vielgestaltiger. Junge Leute und Menschen aus dem Ausland kommen hierher.
Colin beginnt in einem Fotostudio zu arbeiten. Die Pentacon 6 x 6 wird zum Auslöser für sein
Foto-Projekt: Zwischen 2012 und 2015 entdeckt er die Stadt und ihre Bewohner mit dem Objektiv
neu. Immer wieder tun sich ihm unbekannte Orte auf. Und er lernt Menschen kennen die er mit
neuen Gefühlen für Leipzig verbindet. Diese Arbeit zeigt der vorliegende Band in Auszügen.
Mittlerweile hat Olivier Colin zusammen mit Felix Mayrl das Kollektiv Lumen gegründet das sich
der dokumentarischen und künstlerischen Fotografie widmet. Seine Pentacon hat Colin nicht
weggelegt. Er spürt in der aktiven und kreativen Stadt weiter Gegenwart und Geschichte nach.