Dort wo Norddeutschland aufhört und Mitteldeutschland beginnt erhebt sich der Harz. Die Insel
aus Berg und Wald ist beliebt. Sie lädt ein zum Wandern oder Radfahren und hat als Kernland
deutscher Kaiser für Geschichtsinteressierte einiges zu bieten. Gleich zweimal gibt es hier
Sehenswürdigkeiten die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Wie aber sieht es aus mit Ferien am
Palmenstrand - Sonne Süden Segeln? Bitteschön auch das ist kein Problem am Fuße des
Brockens. Allerdings mit einer gewissen Einschränkung: nicht heutzutage sondern ziemlich lange
vor unserer Zeit wären solche Angebote durchaus ernst gemeint. Als einst die Nordsee eine
Südsee war und den Harz umspülte gab es hier so manche Traumlandschaft mit Stränden wie am
Mittelmeer aber auch den Wüstenhauch im Hinterland. Ist das alles für immer vorbei?
Vielleicht hat der Harz auf diese Frage längst gewartet und deshalb frühzeitig ein Tagebuch
angelegt. Beim ersten Blick ist die in Stein verfasste Aufzeichnung noch unverständlich. Aber
mit etwas Phantasie und kriminalistischem Gespür gelangt man bald hinter ihr Geheimnis.
Korallenskelette oder Haifischzähne sind die Schriftzeichen vormaliger Meeresfluten rostrote
Felsen künden von heißer Wüstenzeit versteinerte Palmenblätter kannten regenreiches
Tropenklima. Darüber hinaus wissen die fossilen Dokumente noch Erstaunliches von den
"Weltreisen" des Brockens zu berichten. Als Teil eines uralten Kontinents pflegte er enge
Beziehungen zu Afrika und war Amerika sehr verbunden. Einige Seiten des versteinerten
Tagebuchs sind in erstaunlich gutem Zustand. Von anderen dagegen blieb nur ein verwitterter
Rest. Vor gut 360 Millionen Jahren wurden die ersten Notizen über den Wald angelegt in
Fortsetzungen bis heute. Wohl nirgendwo sonst auf der Erde konnten die Überbleibsel
urzeitlicher Pflanzenwelt und anderer Klimazeugen in so einer Fülle überdauern wie im
vergleichsweise kleinen Harzgebiet. Durch die Erosion und den Einsatz von Hacke Bagger und
Sprengstoff gelangten sie wieder ans Tageslicht. Klebstoff aus allerlei Mineralien hat die
Aufzeichnungen säuberlich eingebunden. So ist ein Dokument von beachtlichem Gewicht entstanden.
Leider scheitert seine Ausleihe an der räumlichen Fülle. Doch Tagebuch und Lesesaal sind groß
genug. Man kann darin herumfahren - im Harz und in seinem Vorland. Auch wenn die Wege einmal
etwas länger werden - zurück geht es auch ohne Landkarte und Navigationsgerät. Stets bietet
sich der Brocken als Orientierungshilfe an. Dafür bekommt er in jedem der zehn folgenden
Kapitel Gelegenheit zur Berichterstattung ebenso wie Waldgeschichte und Gesteinsbildung.
Schließlich zeigt der Blick über den regionalen Tellerrand dass sich der Harz bisher gut in
der Welt zurechtgefunden hat. Er lädt zum Besuch ein und wer dabei noch sucht der kann auch
finden.