Zehn Jahre nach der erstmaligen Veröffentlichung erscheint mit Blick auf die ungebrochene
Popularität des psychologischen Denkens eine erweiterte Neuauflage. Der Diskussionsteil wurde
neu konzipiert und erweitert. Grundlegend überarbeitet wurden auch die Ausführungen zur
»Psychologie: Wissenschaft als Menschenbildpflege«. Die neu verfasste Schlussbetrachtung
enthält klarstellende Erläuterungen zum Nutzwert der psychologischen Weltanschauung für die
kapitalistische Konkurrenzgesellschaft. Mit Hilfe der psychologischen Weltanschauung
bewerkstelligt der moderne Mensch die Selbstmanipulation des schwierigen Willens zum Glück in
einer Gesellschaft die für die große Mehrheit die wenig lohnende Lebensperspektive der
abhängigen Arbeit vorsieht. Die Kunst der Glücksfindung besteht darin seine Erwartungen an die
Welt an deren harte Realitäten anzupassen ihre Anforderungen als Bewährungsprobe zu betrachten
und in der Erfüllung der gesellschaftlichen Pflichten seine Selbstverwirklichung zu suchen. Wer
von der Gesellschaft den Wert der eigenen Person bestätigt erhalten will ist vom
grundsätzlichen Verständnis für die Zumutungen erfüllt die der demokratische Kapitalismus ihm
auferlegt. Die Wissenschaft der Psychologie liefert für dieses selbstbewusste
Unterwerfungsbedürfnis die passende Theorie. Danach ist das Handeln des Menschen keinesfalls
das einfache Resultat seiner Absichten und Beschlüsse. Vielmehr ist er determiniert durch
innere und äußere Bedingungen: Triebe Reiz-Reaktions-Mechanismen Dispositionen
Verhaltensmuster Umwelteinflüsse etc. Mit dieser Bestimmung des Willens als abhängiger
Variable erteilt die Psychologie zugleich einen umfassenden Steuerungsauftrag. Eben noch als
Spielball psychischer Impulse definiert soll derselbe Mensch nunmehr als Konfliktmanager der
widersprüchlichen Anforderungen fungieren welche seine innere Motivationslage und die äußere
Welt an ihn richten. Er soll im Kampf mit sich selbst ein seelisches Gleichgewicht herstellen
ein Programm das seit Freud unter dem Namen einer gelungenen Ich-Bildung bekannt ist.