In der Geschichte des Christentums galten Utopien wenig. Stets standen utopische Konzepte im
Verdacht statt des jenseitigen Gottes das diesseitige Glück zu suchen statt auf das Erbarmen
des Herrn auf die eigenen Möglichkeiten des Menschen zu bauen. Übersehen wurde dabei wie viel
Menschheitsutopien gerade der Bibel entspringen. Friedrich-Wilhelm Marquardt entwickelt im
Widerspruch zu dieser theologiegeschichtlichen Ängstlichkeit im vorliegenden Buch Utopie als
eine Aufgabe kirchlicher Lehre: Er greift den in seiner Eschatologie formulierten Ansatz auf
löst sich aber zugleich von diesem und übersteigt ihn. Hatte er dort nach der Möglichkeit
christlichen Hoffens gefragt und diese begründet so fordert er hier sozusagen die Konsequenzen
der Hoffnung ein indem er nach der Bedeutung solcher Hoffnungen für alle Menschen auch für
die Nichtchristen fragt. Der Autor entdeckt dabei die biblischen Utopien vom Paradies von der
neuen Stadt Jerusalem und von Gott in seinem Reich als Wirklichkeiten die - in Gott längst da
- bei uns noch keinen Raum in der Herberge gefunden haben obgleich die Sehnsucht nach ihren
Verheißungen quasi eine anthropologische Grundbefindlichkeit darstellt. Marquardt versucht nun
der in biblischen Bildern gezeichneten Utopie einen Raum zu eröffnen indem er den Leser unter
Berücksichtigung theologischer ästhetischer und politischer Kategorien zur Wahrnehmung des
bisher Ungehörten doch stets Ersehnten einlädt. Gerade so gelingt es ihm in gottferner Zeit
die Nähe Gottes neu zur Frage zu machen.