Der obsessive Umgang mit Tod Eros und Krankheit ist signifikant für Eugeniusz Tkaczyszyn-Dycki
dem rätselhaftesten und wortmächtigsten Gegenwartsdichter Polens. In »Norwids Geliebte« führt
er uns in seinen Herkunftsort Wólka Krowicka den er selbst schon lange nicht mehr besucht hat
und bedenkt alle Verstorbenen der Gegend die nicht vergessen werden sollen mit Gedichten. Im
Zentrum des Bandes steht aber »Norwids Geliebte« seine sich selbst zur Geliebten des
romantischen Dichters Cyprian Kamil Norwid stilisierende Mutter ihr Hang zum Alkohol ihre
Schizophrenie. Sowie sein tyrannischer Vater »der Ernährer« der ihnen verbot die regionale
ukrainisch-polnische Mischsprache Chachlakisch zu sprechen. Genau genommen schreibt Eugeniusz
Tkaczyszyn-Dycki nicht über die Verstorbenen vielmehr kommen sie zu ihm: »mich besuchen
menschen die es heute nicht mehr gibt«. Als Nachwort hat der Autor dem Band eine erhellende
biografische Fußnote beigegeben in welcher er von der gesellschaftlichen Ächtung der Mutter
aufgrund der Kriegsverbrechen ihres Vaters erzählt von ihren Erkrankungen vom Zauber ihres
gemurmelten frei improvisierten Gedichtvortrags und von den Verfluchungen durch seinen Vater.