Das «Rheingold»-Motiv träumt Richard Wagner nach eigenem Bekunden 1853 ausgerechnet in einer
Fiebernacht im Golf von La Spezia in Es-Dur. Niemand spricht schon zu Mitte des 19.
Jahrhunderts so viel vom Traum und von der Bedeutung der Traumgestalt wie Wagner und inszeniert
sein gesamtes Schaffen als großen literarischen Text. Gerade außerhalb von Deutschland in
Frankreich und vor allem auf italienischem Boden entfacht der Erfinder des Gesamtkunstwerks
große Sehnsüchte: Die Kunst soll der Ersatz bei der Findung neuer Nationen werden. Gabriele
D'Annunzio entzündet seinen neuen Menschen mit dem toten Wagner in den Armen. Andernorts
drängen die Wagnerianer als neue Aufsteiger in das Zentrum der Gesellschaft und etablieren
einen ästhetischen Wahn. Das neue Buch von Gerald Heidegger zeigt wie sehr Wagner schon an
den unerwartetsten Stellen das Moment der Psychoanalyse Sigmund Freuds vorwegnimmt. Und
verweist darauf dass den sich als unmusikalisch stilisierenden Freud die Oper als Traumgebilde
irritiert.