Appetite for the Magnificent ist eine fotografisch-essayistische Studie über die Geschichte und
Gegenwart des Aquariums.David und Tania Willen fokussieren in ihren Fotografien auf die
ästhetische bildhafte Dimension heutiger Aquarien. Die Motive entstammen Schweizer Zoos und
der Schweizer High-End-Aquarien-Szene mithin öffentlichen und privaten Laboratorien in denen
sich Menschen als «Aqua Scaper» als Designer mineralisch-vegetabil-animalischer Kabinette
betätigen. Diese Kabinette stehen wie Bilder als solche im Spannungsfeld zwischen Realität
und Virtualität Präsenz und Absenz Belebtem und Unbelebtem. Der Fisch der im Aquarium seine
Bahnen zieht mag als lebendiges Wesen präsent sein - man erlebt ihn durch die Scheiben
gleichwohl als Bild eines Fisches. Dass die Fische in den strikt auf die Frontseite
konzentrierten Fotografien von David und Tania Willen förmlich in der Luft zu hängen scheinen
unterstreicht den virtuellen Charakter des Aquariums: Es ist nichts weniger als eine Vorform
des Fernsehens.Jörg Scheller zeigt in seinem Essay am Beispiel des Mitbegründers und
Popularisierers der Aquaristik Philip Henry Gosse (1810-1888) wie das Aquarium als
Schnittstelle zwischen Kunst Wissenschaft und Religion entstand. Gosse war kunstsinniger
Illustrator autodidaktischer Naturforscher und tiefgläubiger Freikirchler. In seiner
Biographie zeichnen sich die wesentlichen Merkmale des Aquariums ab: Die Ästhetisierung und
Verkunstung der Natur die systematische Beobachtung und Erforschung von Meereslebewesen sowie
die Orientierung am 1. Buch Mose wo es heisst der Mensch solle über die Fische des Meeres
die Vögel des Himmels und über alle Tiere die sich auf dem Land regen herrschen.