Während andere Leute einen blauen Himmel wahrnehmen ist er für Noëlle orange. Der Baum zu
dessen Wurzeln sie kleine Zettel mit dem Namen David darauf vergräbt ist ultramarin nicht
grün. Noëlle meint mit Tieren reden zu können und die Blumen zu verstehen. Immer wieder sucht
sie die Hexe Muira auf und lässt sich von ihr Kerzen Steine und Amulette aufreden die David
zu ihr bringen sollen. Noëlle befindet sich in einer psychiatrischen Klinik im Kanton Jura in
die ihr Gatte Bertram sie gefahren hat da sie seit fünf Jahren einem Mann namens David
verfallen ist der sich seit einigen Monaten nicht mehr bei ihr meldet. Noëlle die nicht weiss
dass sie wahnkrank ist wähnt sich im Ferienhaus von Bertrams Mutter wo sie sich von den
letzten anstrengenden Jahren erholen will. Zwar erkennt sie dass sie bei einem Psychiater in
Behandlung ist doch weder sieht sie den Klinikalltag noch die anderen Patienten um sich herum.
Als Noëlle die Medikamente absetzt nehmen ihre Symptome wie innere Unruhe und Stimmenhören zu
und sie beginnt zusehends die Patienten und das Klinikum zu erkennen. Doch sie ist nicht
gewillt den Wahnsinn gänzlich aufzugeben denn das Spiel um Wirklichkeit und Einbildung hält
auch eine persönliche Form von Freiheit für sie bereit. »Fest« handelt von einer schmerzhaften
Liebe die zu emotionaler Abhängigkeit Realitätsflucht und Identitätsverlust führt. Zindel
macht in »Fest« die Erschütterungen in der Psyche einer liebeskranken Frau mit formalen Mitteln
die an einen vielfach geschliffenen Kristall erinnern eindringlich erfahrbar.