Zwischen ärztlicher Heilkunst und digitaler Revolution - Während der Bündner Ärzteverein im
Jahr 2020 sein 200-jähriges Bestehen feiert ist das Gesundheitswesen rundherum geprägt von
einem ökonomisch und technologisch getriebenen Strukturwandel. Die fortschreitende
Ökonomisierung technische Innovationen und regulatorische Eingriffe - aber auch neuartige von
Dr. Google &Co. verursachte Nebenwirkungen - bürden der Ärzteschaft Herausforderungen auf die
sie selbst kaum lösen kann. Es geht schon lange nicht mehr bloss um medizinische
Fragestellungen zu Krankheiten Schmerz und Leiden. Vielmehr werden die Diskussionen rund um
die Herausforderungen des menschlichen Daseins zwischen Leben und Tod vermehrt politisch und
ethisch geführt. Sollte künftig tatsächlich in erster Linie die Beziehung zwischen Preis
Leistung und Machbarkeit die ärztliche Berufsausübung prägen wird die vertrauensvolle oft
über Jahre hinweg bestehende Arzt-Patient-Beziehung wie sie sich in der Hausarztmedizin
exemplarisch spiegelt keine grossen Überlebenschancen haben. So wird die ärztliche Tätigkeit
von der einst honorierten gesellschaftlichen Aufgabe zur tarifarisch entschädigten
Dienstleistung verkommen. Diesem gesellschaftlichen Wertewandel müssen und werden sich die
Bündner Ärztinnen und Ärzte stellen: im Bündner Ärzteverein genauso wie in ihrem Berufsalltag
wo sie mehrmals täglich zwischen individuellem Patientenauftrag und öffentlicher Gesundheit
zwischen Hightech-Medizin und Notfalldienst zwischen freiem Markt und gesetzlicher Regulierung
zwischen Kooperation und Konkurrenz zwischen Managed Care und fachlicher Subspezialisierung
zwischen Tradition und Innovation agieren.Mit der notwendigen kritischen Distanz analysiert und
reflektiert ein 77-köpfiges Autorenteam in der vorliegenden Festschrift diesen Spannungsbogen
in acht Kapiteln und arbeitet auf was dazwischen liegen könnte. Fokussiert wird auf die
Entwicklung der vergangenen 50 Jahre (1970 - 2020) und auf den peripher gelegenen Gebirgskanton
Graubünden.