Am 6. Juli 2025 wird der Dalai Lama neunzig Jahre alt. Die sieben Millionen Tibeter verstreut
in der ganzen Welt sind aufgewühlt. Überall werden Festivitäten vorbereitet. Aber sie wissen
nicht wie es weitergeht. Was kommt danach? Wird man wiederum auf die Suche nach einer
Reinkarnation gehen wie das seit dem 15. Jahrhundert der Fall ist? Der gegenwärtige
buddhistische Mönch Tenzin Gyatso der 14. Dalai Lama hat angekündigt dies um seinen 90.
Geburtstag anzukündigen - also jetzt! Aber vielleicht entscheidet er dass es nach ihm keinen
Dalai Lama mehr geben wird zumal Tibet von China seit 1951 besetzt ist. Der Dalai Lama lebt
in Dharamsala in Nordindien. Er spürt das Alter und hat mittlerweile seine Reisetätigkeit ins
Ausland eingestellt. Nur im August 2024 hatte er noch einen vielleicht letzten grossen
Auftritt im Zürcher Hallenstadion vor mehr als 10 000 Menschen. Er war auf der Durchreise für
eine Knieoperation in New York. Zur Schweiz hat der Dalai Lama eine besondere Beziehung. Hier
wurden 1963 tausend tibetische Flüchtlinge aufgenommen. Heute bilden die 8000 Tibeter nach
Indien und den USA die drittgrösste Exilgemeinschaft weltweit. In den 1960er-Jahren bauten die
Pfannenproduzenten Gebrüder Kuhn im Tösstaler Rikon das einzige tibetisch-buddhistische Kloster
ausserhalb Asiens und gaben den Flüchtlingen damit nicht nur Arbeit und Unterkunft sondern
auch ein geistiges und kulturelles Zentrum. Der Dalai Lama war vielfach zu Besuch. Für diese
Ausgabe hat die "Du" Zeitzeugen in der Schweiz besucht. Kelsang Gyaltsen war Vertreter Seiner
Heiligkeit in Europa. Er erzählt wie der Dalai Lama mit seiner aufbauenden Haltung eine
unglaubliche Kraft erzeugt. Manuel Bauer kennt Seine Heiligkeit seit über dreissig Jahren und
war für drei Jahre sein offizieller Fotograf der ihn auch um fünf Uhr morgens beim Meditieren
fotografieren durfte. Er hat erlebt wie selbst Menschen in höchster gesellschaftlicher
Stellung die Maske fallen lassen wenn sie mit ihm sprechen. Alle Aufnahmen in dieser
Du-Ausgabe stammen als fotografische Monografie aus seiner Kamera. Vor exakt 30 Jahren im Juli
1995 ist schon einmal eine Du-Ausgabe über Tibet mit seinen Fotos erschienen. Der
Globetrotter-Gründer Walo Kamm traf den Dalai Lama erstmals 1967 in Dharamsala. Er initiierte
und produzierte den Dokumentarfilm 'Wisdom of Happiness - A Heart-to-Heart with the Dalai Lama'
der gegenwärtig weltweit in den Kinos gezeigt wird. Karma Lobsang präsidiert das Tibet-Institut
in Rikon und lehrt seinen Buddhismus um menschliches Mitgefühl zu stärken das zu ethischem
Handeln führt. Der Dalai Lama selbst hatte die Erscheinung dass er 110 Jahre alt würde. Aber
er hat seine politische Tätigkeit bereits seit 2011 abgegeben auch die Leitung der tibetischen
NGOs in denen Tibet und sein Buddhismus leben. Es wird also nicht so sein dass danach nichts
mehr geht. Die tibetische Gemeinschaft in der Diaspora ist gefestigt. Aber er ist und bleibt
eine Identifikationsfigur nicht nur für Tibeter sondern für uns alle.