"Dies ist das 21. Jahrhundert diese staubgraue Maschinerie aus der gefällte Litschiwälder
herabstürzen zu Schutt zerfallene Innenhöfe die ruinöse Mutter Erde in den Flammen des
Industriezeitalters oh Akkumulationen Häuser Fabriken Betonwüsten von der Tonerde
bis hin zu mir vom maschinellem Greifarm bis hin zu meinem Arm Maisblätter
Reis-Setzlinge sind meine Muskeln Knochen Haut und Haar alles ein Teil der Maschine..."
Zheng Xiaoqiong 1980 geboren in der Stadt Nanchong in der chinesischen Provinz Sichuan)
verfasste ihre ersten Texte nachdem sie 2001 als Wanderarbeiterin nach Dongguan kam wo sie
mehrere Jahre lang in einer Metallwarenfabrik gearbeitet hat. Ab 2001 begann sie den
Fabrikalltag und das entfremdete Arbeitsleben genau zu protokollieren Interviews zu führen und
dokumentarische Gedichte zu schreiben. So entstand ihr erster in China viel beachteter
Gedichtband DAS BUCH DER ARBEITERINNEN dessen Texte den bis dahin anonym gebliebenen
Kolleginnen einen Namen und ein Gedächtnis geben. Mit diesem Band wurde die Autorin zur
Leitfigur einer breit rezipierten Lyrik-Bewegung chinesischer Wanderarbeiterinnen. Die
inzwischen in viele Sprachen übersetzten Gedichte zeigen aber nicht nur wie die Körper zum
Teil von Maschinen werden. Durch ihre Verwurzelung in einer Jahrtausende alten chinesischen
Tradition setzen sie auch einen Kontrapunkt zur entfremdeten Arbeit und verteidigen die
Schönheit einer Poesie die auf Wahrhaftigkeit besteht. Die vorliegende Auswahl aus dem
Gesamtwerk ist die erste Buchveröffentlichung ins Deutsche. Sie wurde von Christian Filips
zusammengestellt und von und mit den Dichter:innen und Sinolog:innen Sara Landa Maja Linnemann
Eva Schestag und Lea Schneider übersetzt.