"Wenn dir ein Hain voll uralter und die gewöhnliche Höhe überragender Bäume aufstößt der dir
durch die Dichte der einander bedeckenden Äste den Anblick des Himmels entzieht so erweckt dir
jener hohe Wuchs der Bäume die Abgeschiedenheit des Ortes und die Bewunderung des im Freien so
dichten und ununterbrochenen Schattens den Glauben an die Gottheit" schwärmte der römische
Philosoph Seneca im 1. Jahrhundert n. Chr. Warum aber vermittelten Wald und Baum seitdem die
Menschen Große Göttinnen verehrten eher die unbegrenzte weibliche Potenz in der Schöpfung?
Wälder sorgen nicht nur für ein ausgeglichenes Klima schützen Boden und Wasserhaushalt. Schon
eine einzige alte mächtige Eiche bietet bis zu 5.000 tierischen Kleinstlebewesen Heimat. Uns
Menschen verschafft ein längerer bewusster Aufenthalt im Wald therapeutische Heilung von
psychischen Belastungen. Waldbaden wie es neuerdings heißt stärkt Körperfunktionen
Lebenskraft nicht zuletzt geistige Leistungsfähigkeit. Unter Bäumen finden wir zu uns selbst
finden uns selbst. Ist solche Gastfreundschaft und Hingabe nicht Ausdruck einer grenzenlosen
Mütterlichkeit die nicht danach fragt wer ihre Gaben nutzt? Solchen Zusammenhängen nähert
sich der Autor aus kultur- und religionswissenschaftlicher Sicht aus der Perspektive von Kult
und Brauchtum von Psychologie und Spiritualität. In bewusst gesuchter Gegenwart altehrwürdiger
Bäume wurde lange Recht gesprochen und ein "ordentliches" Strafmaß verhängt. Leser erfahren von
Entscheidungsschlachten um eine "heilere" Ordnung der Welt an heiligen Bäumen und vom
Aussagewert des komplexen Baumsymbols für unser inneres und äußeres Selbst. Was aber
passiert wenn wir diese prägnanten Ausdrucksformen des Mütterlichen in aller Natur nicht mehr
genügend wertschätzen und rücksichtslos abholzen? Wenn wir die irdische Schöpfung zu sehr unter
dem Nutzungsaspekt von Profitmaximierung betrachten? Schneiden wir uns damit nicht zuletzt von
unseren eigenen tief reichenden Wurzeln ab?