Rosa Willinger (1878-1943) war eine außergewöhnliche Frau - in vielerlei Hinsicht. Sie war eine
deutsche Jüdin aufgewachsen in einem ländlichen Teil des Rheinlands. Sie war Mutter von fünf
Kindern. Gleichwohl wurde sie zu einer Pionierin weiblichen Unternehmertums in der Großstadt
Düsseldorf. Während Frauen im Jahr 1912 noch nicht einmal das Wahlrecht besaßen eröffnete sie
ihr eigenes Geschäft unter ihrem eigenen Namen. Das "Louvre" Rosa Willingers
Damenkonfektions-Geschäft von 1912 bis 1916 ist ein bisher völlig unbekanntes Kapitel in der
Entstehungsgeschichte der Düsseldorfer Königsallee als Modeboulevard mit europäischer
Ausstrahlung. Die Inhaberin hatte einen Sinn für PR war selbstbewusst weltoffen und
international orientiert. Sie verkaufte französischen Flair und ignorierte die offizielle Sicht
des Deutschen Kaiserreichs das Frankreich als "Erbfeind" betrachtete. Dies ist Rosas
Geschichte - und die ihrer Familie. In Düsseldorf erlebten die fünf Kinder und ihre Eltern die
vermutlich glücklichsten Tage ihres gemeinsamen Lebens. Während der Weimarer Republik gelang es
Rosa Willinger sich noch einmal neu zu erfinden: Nach der Scheidung von ihrem Mann zog sie die
Kinder alleine groß - und eröffnete erneut ein Geschäft in Frankfurt. Aber den historischen
Gezeiten konnte sie nicht entkommen: Ihr Düsseldorfer Geschäft überlebte das dritte Jahr des
Ersten Weltkriegs nicht. Ihr Frankfurter Geschäft musste Rosa Willinger in der
Weltwirtschaftskrise schließen. Die Nationalsozialisten vertrieben sie aus ihrem Heimatland
internierten sie im niederländischen Exil deportierten und ermordeten sie und sehr viele
Familienangehörige während des Holocausts. Die Nazis dachten sie könnten mit Rosas Leben auch
ihre Lebensleistung auslöschen. Sie lagen falsch - wie in allem. Viele Jahrzehnte später gelang
es nun einer Düsseldorfer Schülergruppe Rosa Willingers Geschichte aus vielfältigen
Archivfunden zu rekonstruieren - um dauerhaft an diese außergewöhnliche Frau und ihre Familie
zu erinnern.