er Autorin Christine Géliot gelingt es Leben und Werk ihrer Urgroßmutter anschaulich vor dem
Hintergrund einer Gesellschaft darzustellen die von den strengen Regeln ihrer Zeit und
zugleich den großen kulturgeschichtlichen Umwälzungen geprägt ist die die Wende vom 19. zum
20. Jh. kennzeichnen. In einer musikfernen Pariser Familie aufgewachsen kann die musikalisch
hochbegabte Mélanie durch die Fürsprache César Francks das Conservatoire Supérieur besuchen.
Trotz glänzender Erfolge muss sie auf Geheiß der Eltern die Institution verlassen um die
Beziehung zu einem Mitstudenten zu beenden. Sie heiratet den 22 Jahre älteren Industriellen
Albert Domange der fünf Söhne mit in die Ehe bringt und schenkt drei eigenen Kindern das
Leben. 1899 bringt sie unbemerkt von der Familie eine uneheliche Tochter zur Welt. Dieser
Konflikt war wohl der Auslöser für ihre fruchtbarste Schaffensperiode. Die mystische
Sinnlichkeit und Melancholie die ihrer Musik innewohnt nährt sich wohl aus ihrem tragischen
Schicksal als unerfüllte Mutter und Liebhaberin. Mel Bonis Werk umfasst wunderbare
Kammermusikwerke weltliche und geistliche Lieder Orgelkompositionen und Orchesterwerke sowie
eine Fülle von Kompositionen für das Klavier. Ihre Musik ist reich an melodischer und
harmonischer Inspiration nimmt hin und wieder impressionistische Färbungen an greift häufig
zu unerwarteten rhythmischen Mustern und wagt auch hin und wieder kühne Ausflüge in tonale
Grenzbereiche. Die zur Jahrhundertwende ringsum aufblühende Atonalität aber bleibt ihrem Wesen
fremd. Nach ihrem Tod gerät ihre Musik in Vergessenheit. Erst ihre Wiederentdeckung vor etwa 20
Jahren bereitet den Boden für die zunehmende Erkenntnis dass es sich beim Werk dieser
außergewöhnlichen Frau um eine musikalische Entdeckung handelt deren Talent und Beharrlichkeit
in unserer Zeit als virtuos gilt.