Miss Lilly ist gestorben. Bei der Verlesung des Testaments gibt es einen Riesenärger. Die alte
Dame hat ihre prächtige Villa nicht etwa ihren beiden Neffen sondern ihren fünf Hunden und dem
Papagei Ludwig vererbt. Die Neffen finden das gar nicht komisch. Wie die Sache ausgeht? -
Überraschend! Wie dieses Buch entstand. - Damals wohnte ich mit einer Gruppe von Freunden in
einer prächtigen alten Villa die sich einst der reichste Bierbrauer der Welt gebaut hatte. Er
kam jeden Sommer aus den USA in den Taunus. Sogar der amerikanische Präsident Theodore
Roosevelt besuchte ihn hier. Aber dann starb Adolphus Busch der reiche Bierbrauer und ein
paar Jahre später auch Miss Lilly seine Frau. Ihre 13 Kinder blieben in den USA und so
verfiel die Villa Lilly erst langsam dann immer schneller. Als wir sie in den 70er Jahren
mieteten war das alte Gebäude in einem jämmerlichen Zustand. Die Heizung tropfte die Fenster
waren morsch die Tapeten hingen von den Wänden und fast alle Möbel waren gestohlen worden.
Aber es war immer noch ein wunderschönes Haus. Wir verbrachten fünf Jahre lang jedes Wochenende
und die Sommerferien dort. Im Wintergarten gründeten wir 1979 die Zeitschrift TITANIC. Um die
gleiche Zeit las ich folgende Zeitungsmeldung: In England war eine alte Dame gestorben und
hatte ihren Hunden ihr Haus und ihr Vermögen hinterlassen. Ihrer Familie passte das nicht. Es
kam zu einer Gerichtsverhandlung bei der die Hunde als Nebenkläger auftraten und gewannen.
Nach englischem Recht geht das. Das gefi el mir. Ich zog mich für ein langes Wochenende in mein
Zimmer zurück und schrieb. Es wurde mein erstes Kinderbuch und ist in viele Sprachen übersetzt
worden. Sogar ein Zeichentrickfilm und ein Theaterstück entstanden danach. Aber dann ging es
dem Buch so ähnlich wie der Villa Lilly - es geriet mit den Jahren in Vergessenheit. Und nun
ist es wieder da - in einer behutsam restaurierten Fassung in größerem Format. Auch die Villa
Lilly ist liebevoll restauriert worden und bildet heute zusammen mit den Nebengebäuden ein
Therapiedorf. Übrigens: Die Hunde Pauline Rosa und Julia habe ich nach der Natur gezeichnet
und auch Ludwig der Papagei hat wirklich gelebt. Sein Besitzer ein Student hatte ihm Sätze
beigebracht wie: 'Schnell weg die Räuber kommen!' oder 'Frohe Weihnachten ihr Blödmänner!'
und 'Es lebe die Revolution!' Lora so hieß Ludwig im wirklichen Leben sprach so klar und
deutlich dass sie jeden Besucher reinlegte wenn sie im Nebenzimmer losredete genau so wie
Ludwig Miss Lilly's Neffen Herrn Ewald und Herrn Oswald reinlegte. Wir hatten viel Spaß
damals in der Villa Lilly. Eigentlich finde ich müsste man dieses englische Gesetz wonach
Tiere ihre Herrchen und Frauchen beerben können auch in Deutschland einführen. Vielleicht
liest ja ein Politiker dieses Buch und nimmt die Sache in die Hand. (Hans Traxler)