Der Dirigent Carlos Kleiber (1930 - 2004) genoss bei Fachleuten und Publikum höchstes Ansehen.
Seine Video- und Audioproduktionen gelten ausnahmslos als Referenzaufnahmen. Die vorliegende
Studie widmet sich der Arbeits- Dirigier- und Musizierweise des genialen Künstlers. Ausgehend
von der Beschreibung seiner Vorbereitung auf die Werke und der Untersuchung seines persönlichen
Dirigierstils werden im Rahmen von Analysen Vergleiche mit Erich Kleiber Herbert von Karajan
Leonard Bernstein Arturo Toscanini Wilhelm Furtwängler u. a. angestellt.Die Schrift
beinhaltet eine kurze Biographie sowie einen Abschnitt über die Problematiken auf diesem Gebiet
der Interpretationsforschung da - beispielsweise bei Aufnahmenvergleichen - von nie konstanten
Voraussetzungen wie der Tagesverfassung der Mitwirkenden ausgegangen werden muß. Auch
technische Faktoren so etwa der Verständigungsmechanismus zwischen Dirigent und Orchester
sind schwer nachweisbar was Schriften verschiedenen Genres über das Dirigieren und Dirigenten
sowie Presseartikel und Berichte über Carlos und Erich Kleiber verdeutlichen. Dennoch liefert
z. B. die Auswertung einer für die Studie durchgeführte Umfrage unter Musikern des Bayerischen
Staatsorchesters und der Sächsischen Staatskapelle über die Zusammenarbeit mit Carlos Kleiber
signifikante Resultate.Der Schwerpunkt der Monographie liegt auf der Untersuchung des
Dirigiervorganges wie er als charakteristisch für Carlos Kleiber gelten kann. Anhand von
Beispielen wird z. B. das Quellenstudium des Dirigenten eingehend beschrieben. Ebenso wird eine
Untersuchung zur Beschäftigung Carlos Kleibers mit dem Notentext und Eintragungen in das
Orchestermaterial angestellt. Ein weiterer Abschnitt widmet sich der Reflexion des Dirigenten
über den Notentext und die vom Komponisten vorgeschriebenen Metronomzahlen worauf sich eine
Überlegung zu Carlos Kleibers Probentechnik anschließt. Erkenntnisse über den persönlichen
Dirigierstil Carlos Kleibers ergeben sich schließlich aus einer Analyse seiner
Dirigierbewegungen in Verbindung mit der Charakterisierung des Orchesterklanges. Zentrale These
der Schrift ist die Einzigartigkeit des individuellen Stils und Orchesterklanges jedes
Dirigenten weshalb der in einem finalen Resümee unternommene Versuch einer eindeutigen
Einordnung Carlos Kleibers innerhalb dreier durch die Musikwissenschaft definierten Strömungen
zu keinem eindeutigen Ergebnis führen kann. Die Studie bestätigt den einzigartigen Rang Carlos
Kleibers und würdigt seinen bedingungslosen intensiven Einsatz für eine dem Werkcharakter
entsprechende Wiedergabe musikalischer Meisterwerke.