Mit ihrem zweiten Gedichtband 'falsche freunde' gelingt Uljana Wolf ein wunderbares Plädoyer
für die bereichernden Irritationen des Übersetzens der Grenzüberschreitungen von Mensch und
Sprache. Ihre poetischen Einlassungen beleuchten so unterschiedliche und unmittelbar
gegenwärtige Bereiche wie Beziehungen zwischen Menschen mit verschiedenen kulturellen
Hintergründen und Sprachen medial vermittelte Identitätsbildung und die Rückwirkungen
vergesellschafteter Kontrolltechniken auf den eigenen Körper. Dabei sind ihre Gedichte ebenso
klug wie anschaulich ebenso verschmitzt wie musikalisch feinnervig komponiert.In der ersten
Abteilung 'DICHTionary' einem Alphabet in Prosagedichten verfolgt Uljana Wolf die Bewegungen
sogenannter 'falscher Freunde' - Wortpaare aus zwei Sprachen die gleich aussehen oder klingen
aber unterschiedliche Bedeutungen haben. 'SUBSISTERS' geht den Verschiebungen auf die Spur die
Untertitel beim Anschauen eines Films auslösen. Hier liegt jedes Gedicht in zwei Fassungen vor:
als OV und als OmU. Jede dieser Verschiebungen ist zugleich Ort des Poetischen Möglichen an
dem sich seine Akteurinnen - Hollywood-Schauspielerinnen der 40er und 50er Jahre wie Barbara
Stanwyck und Gene Tierney - jenseits festgelegter Ikonografien von Stardom und Weiblichkeit
wiederfinden. 'ALIEN' die letzte Abteilung des Bandes befasst sich mit dem wortwörtlichen
Über-Setzen von Körpern bei der Migration zwischen Staaten. Die Zuordnungen fremd vertraut
falsch Freund werden anhand einer anderen Art von Alphabet durchgespielt: der Checkliste von
Krankheiten und Auffälligkeiten die amerikanische Inspektoren um 1900 an Einwanderern auf
Ellis Island abarbeiteten. Auf gegenwärtige Grenzkontrollen und Körper im biometrischen Raster
reflektiert eine Serie von 'Erasures' die Regierungstexte und Anleitungen aus der
Sicherheitstechnik durch Streichungen zugleich kritisch entlarven und in Poesie überführen.