Generalmajor Walter Schellenberg (16. Januar 1910 - 31. März 1953) Hitlers letzter
Geheimdienst-Chef arbeitete an seinen Lebenserinnerungen nach dem Zusammenbruch des Dritten
Reiches bis kurz vor seinem Tod. 1956 erstmals veröffentlicht erhielt die Weltöffentlichkeit
mit diesen Memoiren ein authentisches Zeugnis aus dem innersten Machtzirkel der
nationalsozialistischen Herrschaft. Als engster Mitarbeiter Heinrich Himmlers und Reinhard
Heydrichs war Schellenberg in alle wesentlichen politischen Aktionen und Kriegsplanungen des
nationalsozialistischen Staates eingeweiht. Er lernte die mächtigsten Männer des Dritten
Reiches und ihre politischen Ambitionen persönlich kennen und seine geheimdienstlichen Mittel
erlaubten ihm einen ungetrübten Blick hinter die Kulissen des NS-Machtapparates. Walter
Schellenberg kam als junger Jurist im Mai 1933 zur SS und wurde Mitglied der NSDAP. Bereits
1934 fand er Kontakt zum politischen Geheimdienst der SS dem SD (Sicherheitsdienst) der 1931
von Heinrich Himmler zunächst als ein parteiinterner Nachrichtendienst unter der Führung
Reinhard Heydrichs geschaffen worden war. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im
Januar 1933 wurden dem SD aber zunehmend auch Aufgaben der inneren Sicherheit und der
Auslandsspionage übertragen. Schellenberg durchlief Zwischenstationen im
Reichsinnenministerium und im Geheimen Staatspolizeiamt bevor er im SD-Hauptamt Leiter der
Abteilung Nachrichtendienst wurde. Am 15.11.1939 bekam Schellenberg das Amt des Leiters der
Spionageabwehr Inland innerhalb des neugegründeten Reichssicherheitshauptamtes (RSHA)
übertragen. Im Juni 1941 wurde er - protegiert durch den Leiter des Reichssicherheitshauptamtes
Reinhard Heydrich - zum SS-Standartenführer befördert und Chef des Amtes VI
(Auslandsnachrichtendienst) des RSHA. Dieses Amt geriet zunehmend in Konkurrenz zum
militärischen Nachrichtendienst unter Admiral Canaris. Zielstrebig betrieb Schellenberg fortan
die Zusammenlegung des gesamten deutschen Auslandsgeheimdienstes. Nach der Ermordung Heydrichs
1942 wurden Schellenberg und sein Nachrichtendienst Himmler direkt unterstellt. Im Auftrag des
Reichsführers SS konnte Schellenberg bereits in diesem Stadium des Krieges seine Fühler in
Richtung England ausstrecken um Möglichkeiten eines Kompromißfriedens zu sondieren. Anfang
Februar 1944 wurde Canaris von Hitler seiner Ämter enthoben die Dienststelle der militärischen
Abwehr aufgelöst und deren Aufgabenbereich Schellenbergs Amt im RSHA übertragen. Im Rang eines
Generalmajors der Waffen-SS und SS-Brigadeführers leitete Schellenberg nun den gesamten und
einheitlichen Geheimdienst des Deutschen Reiches bis zum Zusammenbruch im Mai 1945. Nach dem
Krieg wurde Schellenberg im Juni 1945 inhaftiert und im April 1949 vom Militärgerichtshof zu 6
Jahren Gefängnis verurteilt. Wegen eines schweren Leberleidens im Dezember 1950 vorzeitig
entlassen verstarb er im Alter von 43 Jahren am 31. März 1953 in Turin.