Ernst Wiecherts Roman entstand in seiner frühen Schaffensperiode die noch ganz vom Zeitgeist
nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg geprägt war: die alte Ordnung zusammengebrochen eine neue
noch nicht erkennbar die abendländische Zivilisation pulverisiert auf den Schlachtfeldern
Europas. Vor diesem düsteren Hintergrund entstand Der Totenwolf ein erzählerisches Manifest:
heidnisch antichristlich und deutschbewußt. Ein Sinn- und Gottsucherroman der durch die
einfühlsamen Schilderungen seelischer Verwerfungen seiner Protagonisten den spannungsreichen
Aufbau eines dramatischen Geschehensablaufs und vor allem durch sprachliche Schönheit
verzaubert und zugleich verstört.Wolf Wiedensahl wächst als Kind - verstoßen von seinen Eltern
- bei seiner Großmutter in den masurischen Wäldern auf. Eine heile ostpreußische Welt fernab
der Zivilisation einfach und von einer naturmystischen Magie umhüllt und geschützt. Als Wolfs
Vater nach Jahren wiederkehrt und ihn zum Schulbesuch nötigt erlebt der Junge zum ersten Mal
die Grausamkeit der Welt außerhalb des Idylls. Dann kommt der Krieg den Wolf als Soldat und
Offizier erlebt. Meisterhaft und sprachgewaltig sind Wiecherts Schilderungen der Kämpfe und des
Sterbens an den Fronten eine grausame Ästhetik des Schreckens ein rauschhaftes Ausleben
unerfüllbarer Erlösungsphantasien im Ringen um Leben und Tod. Heimgekehrt und seelisch
zerrüttet findet Wolf nun keine Heimat und keinen Halt mehr sondern nur noch eine Gesellschaft
hedonistischer Dekadenz. Und der Totenwolf beginnt seinen Rachefeldzug!